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Rezensionen
LAG Tanz Schleswig-Holstein
...Karoline!
Norddeutsche Tänze im Reprint und auf CD
Die Landesarbeitsgemeinschaft Tanz Schleswig-Holstein hat eine hervorragende
Trilogie niderdeutscher Tänze neu herausgegeben. Zum einen wurden
die drei Tanzsammlungen Wihelm Stahls als Reprints in einer Edition
neu verlegt (Niederdeutsche Volkstänze 1 + 2, Volkstänze
von den nordfriesischen Inseln). 23 Tänze aus der Stahlschen
Sammlung wurden auf einer hervorragenden CD eingespielt und die Tänze
in der Köglerschen Fachterminologie neu beschrieben und
mit einstimmiger Notation versehen. Insbesondere die musikalische
Qualität der CD besticht. Manchmal erinnert die Interpretation
an schwedische, manchmal an dänische Volksmusik. Geige, Kontrabass,
Akkordeon und Klarinette spielen wir aus einem Guss. Eine herrliche
Tanzmusik!. (ww)
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Herbert Preisenhammer
Unsere Liedblätter
Liederbuch der Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise
in Baden-Württemberg
In vier Jahrzehnten hat sich aus der praktischen Singarbeit in der
AG Sing-, Tanz- und Spielkreise eine große Materialsammlung
an handgeschriebenen Chorsätzen angehäuft. Nun hat Herbert
Preisenhammer zum 50. Geburtstag der AG die einzelnen Liedblätter
zusammengefasst, mit dem Computer neu gesetzt und als Broschur publiziert.
Die Lieder stammen vornehmlich aus ehemals deutsch besiedelten Gebieten
in Osteuropa, aber auch aus Baden-Württemberg.
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Gälfiäßler und Alfred Heizmann
CD Badnerglück & Schwabenstolz
Gälfiäßler-Verlag, Friesenheim
50 Jahre Baden-Württemberg, das ist natürlich auch ein Thema
für eine Klamauktruppe wie die Gälfiäßler. Gemeinsam
mit dem Reichenauer Mundart-schalk Alfred Heizmann touren die Gälfiäßler
mit dem Programm "Badnerglück & Schwabenstolz"
durchs Ländle.
Schade, dass ein Baden-Württemberg-Geburtstags-Programm nur von
badischen Künstlern gestaltet wird. So wirken die württembergischen
Teile dieser CD auf einen Schwaben eher sonderbar. Es hört sich
halt komisch an, wenn Badener versuchen schwäbisch zu sprechen.
Alfred Heizmann brilliert mit seinen Stücken. Seine Texte sind
durchgängig pointiert und witzig. Das mag man sich durchaus mehrmals
anhören. Ganz anders die Gälfiäßler. Sie haben
offensichtlich ihre besten Zeiten hinter sich. Ein guter Teil der
CD hat mit dem Thema überhaupt nichts zu tun. Von der Volksmusik
haben sich die vier Badener um den Lehrer Franz Schüssele längst
verabschiedet und auch musikalisch ist die Qualität der CD bei
weitem nicht mit den fünf vorhergehenden Produktionen zu vergleichen.
Als platt und oberflächlich kann man Texte und Arrangement bezeichnen.
Es dominiert die elektronische Rhythmusmaschine, sodass die durchaus
vorhandene Virtuosität der Musiker leider nicht zum Vorschein
komm. Zudem taugen Slapsticknummern aus dem Bühnenprogramm nicht
als Hörnummer auf CD. Die Vorstellung, dass Schüssele auf
einer Kloschüssel spielt, fehlt halt beim reinen Zuhören.
Auch eine Geschichtsstunde könnte Franz Schüssele gut vertragen.
Das Pendant zum Badnerlied ist ist nämlich keineswegs "Auf
der schwäbsche Eisebahne" sondern "Preisend mit
viel schönen Reden".
Prädikat: Verzichtbar wegen den Gälfiäßlern
Klasse wegen Alfred Heizmann. (ww)
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Ludwig Gschwind
Glauben feiern
Christliche Bräuche im ganzen Jahr
144 Seiten, 12 x 19 cm, gebunden mit Schutzumschlag
10,90 Euro, ISBN 3-929246-66-X,
St. Ulrich Verlag
Weihnachten ohne Christbaum, Ostern ohne Hasen und Eier sind kaum
vorstellbar. Christliche Bräuche geben dem Jahreslauf eine Ordnung
und stiften kulturelle und religiöse Gemeinschaft. Bräuche
machen auch den Glauben anschaulich und erlebbar. Aus der großen
Fülle des christlichen Brauchtums im deutschsprachigen Raum hat
Ludwig Gschwind die wichtigsten Traditionen in einer heiteren Mischung
von Grundaussagen und Begleiterscheinungen zusammengestellt. Der schwäbische
Landpfarrer ist ein fundierter Kenner christlicher Sitten und Bräuche.
"Glauben feiern Christliche Bräuche im ganzen Jahr"
ist eine vergnügliche Entdeckungsreise zu den schönsten
Bräuchen christlichen Volksglaubens. (R)
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Otto Holzapfel
Mündliche Überlieferung und Literaturwissenschaft
Der Mythos von Volkslied und Volksballade
Literaturwissenschaft. Theorie und Beispiele, Band 2
128 Seiten, kartoniert, 9,20 Euro. ISBN 3-402-04174-X, Aschendorf-Verlag.
Der Mythos vom "Volkslied" entstand zur Zeit Herders im
späten 18. Jahrhundert, die Romantik verstärkte den Etikettenschwindel.
Der Umgang mit mündlicher Überlieferung ist für
den Literaturwissenschaftler ungewohnt und erfordert besonderes Wissen.
Informant, Variante, Kontext und Mentalität sind zentrale Stichwörter.
Die Gegenwartsorientierung dieser Wissenschaft ist zugleich die Krise
der traditionellen Volksliedforschung. (R)
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Gudrun Mangold
Hunger ist der beste Koch.
Karge Zeiten auf der rauen Alb Rezepte und Geschichten
160 Seiten, 91 Abb., fester Einband, 19,90 Euro. ISBN 3-87407-525-7,
Silberburg-Verlag, Tübingen.
Wer sich der Lebensverhältnisse früherer Zeiten erinnert,
als der Überfluss noch nicht in Mode war, weiß aus eigener
Erfahrung, dass es in den Küchen von einst armselig zuging
gerade auf der Schwäbischen Alb. Es gab wenig zu essen, gekocht
wurde mit den spärlichen Zutaten und dürftigen Mitteln,
die der karge Boden bot und das raue Klima abwarf.
Mit Liebe und Sorgfalt hat die Autorin mündlich überlieferte
und handgeschriebene Rezepte von einst zusammengetragen, welche die
damalige Not widerspiegeln und zeigen, wie man ihr kulinarisch begegnete,
mit Humor und einer kräftigen Portion Sarkasmus. So heißt
es in mancher Kochanleitung: "Man nehme, so man hat ..."
Und so entstanden Schwarzer Brei, Goldschnitten oder Knöpfle
mit saurer Soße. Die Autorin hat die wohlklingenden Gerichte
eingebettet in unterhaltsame Geschichten. Herausgekommen ist dabei
eine kleine Kulturgeschichte der Küche in Zeiten des Mangels
mit vielen originellen Kochrezepten. Zahlreiche historische
Fotografien dokumentieren den entsagungsvollen Alltag der Albbevölkerung.
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CD
Dehoam sei ond doch Jomer hao.
Gedichte und Lieder von Sebastian Blau. Es sprechen und singen: Bernhard
Hurm und Gina Maas vom Theater Lindenhof live. Am Klavier und
Akkordeon: Frank Schlichter. 1 CD in Jewelbox, 15,90 Euro. ISBN 3-87407-502-8,
Silberburg-Verlag, Tübingen.
Am 8. September 2001 wäre er 100 Jahre alt geworden: Josef Eberle
alias Sebastian Blau, der zu den bedeutendsten schwäbischen Mundartdichtern
zählt.
Josef Eberle wurde 1901 in Rottenburg am Neckar geboren. Dort besuchte
er das Gymnasium. Buchhandelslehre in Tübingen. Wanderjahre als
Antiquar und Buchhändler. Später wandte er sich der Schriftstellerei
und dem Journalismus zu. 1936 Schreibverbot. Von 1945 bis 1971 (Mit)-Herausgeber
der "Stuttgarter Zeitung". Unter dem Pseudonym Sebastian
Blau veröffentlichte er seit 1928 schwäbische Gedichte.
Eberle starb 1986 und wurde seinem Wunsch entsprechend
in Rottenburg begraben. Im "Schwobaspiagel" hat er seinen
Mitmenschen und Landsleuten den Spiegel vorgehalten. Jetzt liegen
Blaus Gedichte und Lieder auch als CD vor. Es ist ein fröhliches,
aber sehr irdisches Paradiesgärtlein, das Sebastian Blau in seinen
Gedichten beschreibt. Es wimmelt und krabbelt darin von sonderbaren
Kreaturen. Von Scherenschleifern und Seiltänzern, Schäfern
und Bahnwärtern, Musikanten und Mesnern, Kurgästen und seltsamen
Heiligen.
Gina Maas und Bernhard Hurm vom Melchinger Lindenhof-Theater zeichnen
tratschend und lästernd, nachdenklich, tiefsinnig und lustig
ein liebevolles Bild des schwäbischen Poeten und seiner Welt.
Frank Schlichter hat das Ganze am Klavier und Akkordeon begleitet.
Ein Hörgenuss der besonderen Art. (R)
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Preisträgerband des Sebastian-Blau-Preises für schwäbische Mundart 2002
s menschelet.
Schwäbische Geschichten und Gedichte.
Mit einem Vorwort von Manfred Rommel. Herausgegeben im Auftrag des
Vereins schwäbische mund.art von Sigrid Früh.
144 Seiten, fester Einband, 12,90 Euro. ISBN 3-87407-539-7,
Silberburg-Verlag, Tübingen.
Im Juni 2002 wurde zum ersten Mal der Sebastian-Blau-Preis für
schwäbische Mundart verliehen. Eine hochkarätig besetzte
Jury hat beinahe zweihundert Beiträge gesichtet und bewertet.
Die vierzig besten Geschichten und Gedichte werden in diesem Band
vorgestellt. Ein reizvolles, buntes Lesebuch in schwäbischer
Mundart. Ein Buch für alle Freunde, Liebhaber und Kenner des
schwäbischen Dialekts. Zum Vorlesen und Selberlesen bestens geeignet.
Die schwäbischen Texte dieses Buches beleuchten Land und Leute
in all ihren Facetten. Mal heiter, mal nachdenklich wird vom dörflichen
Leben heute oder aus der Jugend der älteren Generation erzählt.
Ob man halb amüsiert dem Kehrwochengeschwätz der Nachbarin
zuhört oder wehmütig den Lebenserinnerungen der Großmutter
lauscht, stets Erden die Schwaben mit ihren Eigenheiten und Besonderheiten
dargestellt. "S menschelet", das bedeutet auch, "dass
der Mensch ist, wie er halt ist, nämlich nur begrenzt fröhlich,
mit andern unzufrieden, aber doch gelegentlich für eine gute
Tat zu haben, für die er dann gelobt werden will" (Geleitwort
Manfred Rommel). Dabei werden kritische Töne nicht unter den
Teppich gekehrt, auch wenn man die Kirche im Dorf lassen soll. Weder
war früher alles besser, noch ist heute alles gut. Besonders
reizvoll sind die verschiedenen Dialektfärbungen, die in den
Geschichten und Gedichten zum Ausdruck kommen. Je nach Herkunft der
Autoren klingt es oberschwäbisch oder älblerisch, Suttgarterisch
oder alemannisch. Kein Wunder, stammen die Autorinnen und Autoren
dieses Bandes doch aus sämtlichen Gebieten des schwäbischen
Sprachraums.
Wulf
Wager, Initiator des Sebastian-Blau-Preises und Vorsitzender
der Jury bei der Laudatio auf Anny Hespe, die 1. Preisträgering
des Blau-Preises 2002 |
Die Preisträger: v.l. Eberhard Rapp (2.), Karl Schauber
(2.), Hanno Kluge (3.), Doris Oswald (3.), Anny Hespe (1.)
Fotos: Sven Sonntag |
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Wulf Wager
Schwäbische Wirtshaus-Witz 2
... frisch verzapft schwäbischer Humor vom Feinsten!
96 Seiten mit 10 Abbildungen, Format 10x15 cm, fester Einband mit
farbigem Überzug. 5,--Euro. ISBN 3-87181-479-2 DRW-Verlag Weinbrenner
GmbH & Co., Leinfelden-Echterdingen
Man kann ihn schon beneiden um diesen Job: erneut hat Wulf Wager,
humoristischer Kopf der "Stäffelesgeiger" und SWR-Fernsehmoderator,
sich wortwörtlich auf die Suche nach der "Quelle" des
schwäbischen Humors begeben. Zur Erstellung des zweiten Bands
der Wirtshaus Witz hat er wieder in verschiedenen Wirtshäusern
und Besenwirtschaften die Ohren gespitzt und "frisch verzapfte
Witze" aus allen Lebensbereichen "abgelauscht".
Das Ergebnis: ein Spiegel des schwäbischen Humors und seiner
ganz besonderen Lebenseinstellung Witze buchstäblich aus
allen Lebensbereichen. Mal deftig, mal frech, immer originell, entführen
sie den Leser schnell in eine eigene Welt und in die rauchgeschwängerte
Atmosphäre nach ein, zwei, ... Viertele.
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Sabine Schelle
Waltraud Düwel-Hösselbarth
Ernteglück und Hungersnot
800 Jahre Klima und Leben in Württemberg
144 Seiten mit 25 sw-Abbildungen
ISBN 3-8062-1711-4, Theiss-Verlag Stuttgart, 19,90 EURO
Reife Erdbeeren im Februar gabs im Jahr 1290, in den milden
Jahren 1482 bis 84 war die Weinernte derart üppig, dass die Fässer
knapp wurden. Im Winter 1560/61 platzten vor Kälte die Rinden
vieler Bäume mit einem lauten Knall auf und während einer
fünfmonatigen Trockenperiode standen im Sommer 1766 die Mühlen
im Schwabenland vollständig still.
Unzählige derartiger Mitteilungen württembergischer Chronisten
sowie die seit 1878 vorhandenen Daten der Hohenheimer Wetterstation
nutzt die Autorin, um in diesem Band die Geschichte Württembergs
vom Hochmittelalter bis heute unter einer neuen Perspektive zu beleuchten.
Mit spannenden Texten und zahlreichen Auszügen aus den verschiedensten
zeitgenössischen Dokumenten veranschaulicht sie den existenziellen
Einfluss, den Witterung und Klima zu verschiedenen Epochen auf den
Alltag der Menschen in Württemberg ausübten: Überfluss
und Hungersnot, Leben und Tod, der Ausbruch von Krankheiten und Seuchen,
von Kriegen und Revolutionen konnten maßgeblich vom Witterungsgeschehen
abhängen. Aus der Geschichte spannt sie den Bogen hin zu brisanten
aktuellen Fragen wie Klimaerwärmung und Treibhauseffekt. (R)
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