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Latzmann und Pfingstwägele in der Umgebung von Ehingen/Donau

Aufgezeichnet von Wulf Wager


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Südwestlicher Alb-Donau-Kreis

In etlichen Dörfern des Alb-Donau-Kreises ziehen am Pfingtsmontag Gruppen von Kindern und Jugendlichen durch ihre Dörfer, um Eier, Mehl, Schmalz und Zucker zu heischen. In den überwiegend katholischen Dörfern nennt man die mitgeführte Grüngestalt „Latzmann“, während in den evangelischen Dörfern der „Lutherischen Berge“, die pyramidenförmige Grünfigur „Pfingstwägele“ genannt wird.
Allen gemeinsam ist das Heischen von Gaben, das sich mal mehr und mal weniger derb nach überliefertem Muster und teilweise verkleidet vollzieht. Da die Texte der Umzugsspiele bislang noch nirgends veröffentlicht wurden, geben wir sie hier im vollen Wortlaut wieder. Sämtliche Spiele wurden am 8. Juni 1992 dokumentiert.

Latzma in Altsteußlingen

Dauer: 10 bis ca. 13 Uhr
Konfession: katholisch
Ausführende: Jugendliche von 8 bis ca. 15 Jahren
Mädchen dürfen nur sammeln. Buben richten den Wagen und dichten die Latzmasprüche (Rügetext).
 
Wägele aus Altsteußlingen,  zur Großansicht aufs Bild klicken, 136 KB

Latzma in Altsteußlingen

Kutscher:
I be a Kutscher vom ma hoha Herr,
des sieht ma an maim Wagen und Gespann.
I fahr vom Oberland ens Onderland von Haus zu Haus
ond bitte Frau Beire, se geit au etwas raus.
Hab fünf Finger an jeder Hand,
den stärgschten Säbel an der Seite.
Hau nom, hau rom,
zweimal hundertfünfundzwanzigtausend Mann zu Boden fielen.
Letsch Johr hau ne älle zwonga,
des Johr schloift ma ‘s hendadrei.
Holla Bolla, des isch fei.
 
Oirsammler:
Beire, Beire, gib mir Deine Oir raus,
odr i laß dr da Mardr ens Hennahaus.
 
Geldsammler:
Baur, Baur, Deine Moneda raus,
odr i reiß dr da Schnurrbart raus.
 
Mehlsammler:
I komm jetzt leidr henda drei,
on mei Säckle ich no zemle z’ klei,
dromm dät e mol dui Beire bitta,
mir a bissle Mähl nei schitta.
 
Latz-Umzug in Untermarchtal,  zur Großansicht aufs Bild klicken, 232 KB

Latz-Umzug in Untermarchtal

Zuckersammler:
I komm jetzt leidr henda drei,
on mei Säckle isch no zemle glei,
dromm dät e dui Beire bitta,
mir a bissle Zuggr nei schitta.
 
An mehreren Plätzen innerhalb des Dorfes wird mit dem Wagen angehalten. Der Kutscher beginnt mit seinem Spruch. Anschließend ruft der Latzma aus dem Grüngestell heraus seine gedichteten Spitzfindigkeiten, nachdem die Sammler an den Haustüren geläutet und die Bewohner herausgebeten haben. Anschließend gehen die Sammler von Haus zu Haus und erbitten ihre Gaben. In den meisten Häusern bekommen sie sowohl Geld, als auch Zucker, Mehl und Eier. Am Abend werden dann Küachla gebacken und gemeinsam verzehrt. Das Geld wird gleichmäßig geteilt. Die “Rössla”, welche den Wagen ziehen, tragen Pferdeglocken. Sonst ist keine Verkleidung üblich.

 

Latz in Untermarchtal:

Dauer: von 11 bis ca. 18 Uhr
Konfession: katholisch
Ausführende: Kinder von 8 bis 12 Jahren, der Latz wird von einem 17-jährigen getragen.
 
Läufer:
Ich bin der Läufer, geh’ voraus,
halte an vor jedem Haus.
Wollt Ihr das Sprechen hören,
oder wollt Ihr es verwehren?
Da zog der Mann den Beutel raus,
gleich dreißig bis vierzig Mark heraus.
Dreißig bis vierzig Mark ist viel zu viel,
drei bis vier Mark ist das richtige Ziel.
Holla, Holla.
 
Trabant in Untermarchtal,  zur Großansicht aufs Bild klicken, 64 KB

Trabant in Untermarchtal

Treiber:
I be em Latzma sei Treibersbua,
I be scho he ond han scho g’nua,
dorom mecht i da Herr wohl bitta,
om a Fünferle oder a Zehnerle odr a Mark,
daß ich den faula Siach weiter treiba ka auf den Markt.
Holla, Holla.
 
Eiermann:
Weiber, Weiber, Eier raus,
odr i laß da Mardr en ‘s Hennahaus.
Eier, Eier nicht genug,
Schmalz und Mehl gehört auch dazu.
Holla, Holla.
 
Schmalzmann:
Schmalzhafa, Schmalzhafa, blende Scher,
mein Hafa isch no zemle leer,
drom mecht i dia Hausfraua bitte,
om a Pfond, dreia, viera,
en mein Hafa nei schitta.
Holla, Holla.
 
Dr Beck:
I bi dr Beck,
hau wedr Mähl no Seck,
hau wedr Roß no Waga,
muaß mit dr Katz en d’ Miahla fahra.
Holla, Holla.
 
Trabant:
I bi am Latzma sei Trabant,
habe fünf Finger an jeder Hand,
den Säbel an der Seite.
Kommt einer her und streit’ mit mir,
den schlag ich nieder wie ein Stier.
Schon viele haben sich aufgemacht,
doch ich habe mir nichts daraus gemacht,
zog mein Schwert aus der Scheide.
Hau rum, hau num, in einer Viertelstunde
gleich dreimal hunderttausend Mann um.
Im Bluet ben i g’schdanda bis ondr d’ Ärm.
Hädde ed so gued klemma ond schwemma kenna,
wär e em Bluet vrsoffa.
Wissad ‘r was?
Kurasch hau e g’het wia Has.
Holla, Holla.
 
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Hexe und Teufel mit dem Latzmann in Untermarchtal

D’ Hex:
I be d’ Hex von Hendrafir,
i freß a alda Schdubadir,
i freß da Schneir mit sammt dr Scher,
mei Maga isch no zemle leer.
Holla, Holla.
 
Dr Teufl:
Mai Muadr, mai Vaddr hand scho lang g’moint,
i sei verdammt,
drweilscht be i do dr bescht Ma auf dr ganza Welt.
Holla, Holla.
 
Die Kinder gehen in jedes Haus und sammeln Eier, Zucker, Schmalz und Geld. Die Kleider werden in der Post im Haus der Familie Ziegler aufbewahrt. Der Latzumzug dauert den ganzen Tag bis abends. Alle Häuser werden besucht. Zum Mittagessen gehen die Kinder in das elterliche Haus des Teufels. Dort werden sie mit Küachla bewirtet.
 

Latzma in Hundersingen


Dauer: 10 bis ca. 13 Uhr
Konfession: katholisch
 
Ausführende: Schulkinder bis zur 9. Klasse
Die Kinder sind verkleidet und führen zwei geschmückte Wägelchen mit sich: „Dr Hoiza“, ein kegelförmiges Gestell aus Schilf, und „‘s Häusle“, ein aus Tannenreisig gefertigtes Häuschen. Die Kinder sammeln auch hier
Eier, Mehl, Schmalz und Geld. Während dessen backen die Mütter im Haus des „Kaisers“ besondere „Latzmakiachla“. Diese sind identisch mit Fasnetsküachla. Ein Hefeteiggebäck, das im schwimmenden Fett gebacken wird. Das Geld wird geteilt. Die Kleinsten bekommen am wenigsten, die Größten am meisten. So ist gewährleistet, dass der Brauch nicht ausstirbt, weil jeder mal am meisten von dem gesammelten Geld haben will. Die Mädchen dürfen erst seit den letzten Jahren beim „Latzma“ mitmachen, weil im Ort zu wenig Buben vorhanden sind. Früher, das war in den 1960er Jahren, trugen die Darsteller keine genähten Kleider, sondern Verkleidungen aus Krepppapier. Für eine Fernsehaufzeichnung 1964, wurden aber diese Kleider genäht. Lediglich der Kaiser trug „immer schon“ seinen Umhang. Die Triebfeder dieses Brauches war ein Lehrer namens Schneider.
 
Anführer:
Anführer bin ich genannt,
ich komm voraus in jedes Haus.
Wollt ihr unsre Sprüchlein hör’n,
der wollt ihr sie uns verwehr’n?
Zum Trotz müßt ihr sie hör’n.
Kommt nur herein, ihr Latzmannsknaben,
tüchtig, tüchtig eure Sprüchlein sagen.
Tüchtig, tüchtig nicht genug,
Kurasch, Kurasch gehört auch dazu.
Holla, Holla.
 
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"Dr Hoiza" und "'s Häusle mit Latzma in Hundersingen

Kaiser Carolus:
Kaiser Carolus werd ich genannt,
fünf Finger an einer Hand,
den Säbel an der linken Seite.
Heute oder morgen werd ich mit Türken streiten.
Hau rom, hau nom in zweimal 24 Stunden,
hab ich 36.000 Mann zu Platz geschlagen.
Hei Leit, des war a Leaba,
im Bluad benn e g’schdanda, bis über d’ Aura.
Wenn e ned glemma oder schwemma hed kenna,
wär e heid et do denna.
Des war’s.
Kurasch han e g’hett wia Has.
Holla.
 
Teufel:
I komm do rei ganz hentrefir,
i freß da Schneidr samt dr Scher’,
mei Maga isch no zemmle leer.
Holla.
 
Dr Raode:
Hei Leidla, i be au no do
mit meine fuierraode Hoor.
Mai Vaddr ond mei Muadr hend dengt, i wär scho längscht g’schdorba,
drweil be i dr graischt Bettlma uf dera Welt wora.
Holla.
 
Zucker:
I be a armr Schluggr,
i ma so ger da Zuggr.
Guck en älle Käschda nei,
wird sichr oinr denna sei.
Holla.
 
Oir:
Beire, Beire, Oir raus,
sonscht laß e da Fux en ‘s Hennehaus.
Dr Fux, dr Fux isch a g’fährlichs Tier,
der frißt dr alle Henna schier.
Holla.
 
Beck:
I be a armr Beck,
hau wedr Meahl no Seck,
hau wedr Roß no Waga,
muß mit de Meis in d’ Miehle fahra.
Holla.
 
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Latzma in Hundersingen:
Dr Hoiza, Pferdle, 's Häusle, Sammler, Kaiser Carolus, Teufel, Sammler

Schmalz:
Mai Schmalzhafa, mai Schmalzhafa isch no zemle leer.
Zemle leer isch gar et schwer,
drom mecht i di Hausfrau bitta,
a Pfond, a zehna neizuschitta.
A Pfond, a zehna isch viel zu viel,
a Pfond, des wär des rechte Ziel.
Holla.
 

Latzma in Altbierlingen


Dauer: von 11 bis ca. 14 Uhr
Konfession: katholisch
Ausführende: Kinder vom Kindergartenalter ab bis ca. 14 Jahre.
Jedes Kind übernimmt im folgenden Jahr eine andere Rolle. Die letzte Rolle, die von den beiden ältesten Kindern gepielt werden, sind Hexe und Teufel. Diese beiden zusammen bilden den „Latzma“ und organisieren den ganzen Heischegang. Auf einem Wägelchen wird eine pyramidenförmige Strohgestalt mitgeführt. Hinter der Strohgestalt gehen die „Fähnalesträger“, weißgewandete Kinder mit roten Spitzhüten und einer Standarte in den Händen und einem Pferdeg’schell um die Schultern. Vor dem Wagen gehen die „Moia-
träger”,ebenfalls in weißen Hemden und einem Spitzhut. Auch sie haben ein Pferdegeläute um die Schulter gehängt. In den Händen tragen sie kleine Tannenbäumchen, welche mit Krepppapier verziert sind. Die „Wagazieher sollen die Pferde darstellen. Auch die „Spruchsager“ tragen weiße Hemden, schwarze Hosen und auf dem Kopf einen schwarzen Feuerwehrhelm.
 
Ansager:
Dr Latzma kommt, dr Latzma kommt,
er steht schon vor der Tür.
Auch wenn die Baürin summt und brummt
und schiebt den Riegel für.
Der Latzmann, der kann nichts dafür,
er ist ein braver Mann.
Drum schiebe nicht den Riegel für,
gibt jeder was er kann.
Zu Fall der Metze Mehl,
das nimmt der Ansager gern.
Ein Goldfuchs seinen Beutel spickt,
wohl vor unsres Hauses Herrn.
Daß Schmälze it vrgessa bleibt, bitt ich die Bäurin fein,
sie soll uns ja recht einverleibt mit ihrem Hafen sein.
Latzma führt da großa Trupp,
dabei kein schwacher Mann.
Es gibt in der Schüssel Supp,
Gebrat’nes in der Pfann.
Und für die Kehle ein Genuß ist wohl das edle Naß.
Das macht dem Latzma kein Verdruß,
er setzt sich auf das Faß.
Und hat er dann von allem was,
dann schlüpft er aus dem Stroh,
und macht, wie ‘s jeder andre macht,
er ist des Lebens froh.
Holla!
 

Schmalzr:
Jetzt komm i mit maim Hafa
ond koinr derf en mir zerschlaga,
denn da hinein muß eine Fettigkeit,
wenn die Bäurin Barmherzigkeit.
Ja, Bäurin, ihr dürft wohl erschrecken,
ich hab ein Schwert und keinen Stecken.
Und wird der Brocken mir zu klein,
dann fahr ich mit dem Säbel drein.
Greif mutig, greif schnell,
in maim Hafa isch ‘s zu hell.
Behaltet Eure Ehre fest,
es gilt ja nur für ein Kinderfest.
Holla!
 
Zutaten für Küchle

Objekte der Begierde:
Aus Mehl, Eiern und Zucker werden nach getaner Sammelarbeit Küchle gebacken

Eirbäddler:
Ich komm im Nama aller her,
doch ist mein Korb noch halbn leer.
Wir müssen heut noch prozessiern
und keiner darf den Mut verliern.
Drum wollen wir gleich fangen an
und sprechen von dem Läbertran.
Denn Läbertran isch gut für Hühner,d
da legen sie recht keck und kühner.
Es wird gelegt zwei Mal am Tag,
gegackert noch die halbe Nacht.
Und wird es morgens früh gelegt,
dann wird es in meinen Korb gelegt.
Darauf kommt es in die heiße Pfann
und wird gegessen vom Latzmann.
Holla!
 
Geldbäddler:
Mit meinem Beutel in der Hand,
da reise ich durch’s ganze Land.
Für Nickel, Zwanzger und auch Fuchzger,
bloß keine Pfennigfuxer.
Noch dr Mark, do kommt dr Taler,
dr Latzma isch a guadr Zahlr.
Zahla muaß ‘r halt sei Bier,
ond ‘s Geld, des will et langa schier.
Holla!
 
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Eiersammler

Mehlbäddler:
Rompidi, rummpdi, rumpumpum,
paßt auf, wenn ich mit meinem Mehlsack komm.
Macht Euch nur keine Grillen,
den Mehlsack müßt ihr füllen.
Drum nehmet heut von Nummro eins,
ein Schwarzes können wir brauchen keins.
Holla!
 
Danksager:
Ich sage Euch den besten Dank
für die empfang’nen Gaben.
Wir kommen jährlich nur einmal,
grad wie ‘s die Storch haben.
Darum Bäurin und auch Bauer fein,
ihr sollt von mir geprießen sein.
Ihr habt gegeben schnell und viel,
Gott lob Euch nicht mit dem Besenstiel.
Nun rufen wir zu: Ade, leb wohl, vergnügt und munter,
in einer Stunde heißt ‘s „Juhe“, dann trinken wir Burgunder.
Holla!
 
Die Kinder erklärten mir, dass es sich bei ihrem Tun um einen „alten Brauch“ handelt, „zom Goischdr austreiba“. Früher sei ein Mann unter das Strohgestell gegangen und hätte es getragen. Weil das aber niemand mehr machen wollte, wurde der „Latzma“ auf einen Wagen gestellt. Als weiteren Grund dafür gaben sie an, dass es kein Roggenstroh mehr in der benötigten Länge gäbe.
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Pferdle in Hundersingen

Der Teufel ist der Älteste (14 Jahre). Er muss alles organisieren. Er regelt auch die Verteilung des Geldes. Nach dem Umzug wird beim „Latzma“ gegessen. Teufel und Hex’ bilden zusammen den „Latzma“. Zuerst gibt es eine Hochzeitssuppe, dann Berliner und Kiachla mit Kompott. Die gesammelten Sachen werden zum Herstellen der Speisen verwandt. Der Rest wird unter den Beteiligten aufgeteilt. Das Geld wird verteilt. Von den ca. 300,-- DM erhalten Hex’ und Teufel je ca. 100,-- DM, den Rest bekommen die anderen Kinder je nach Alter. Die Kostüme und das Zubehör, wie Glocken und Säbel sind von einzelnen Familien ausgeliehen worden und werden nach dem „Latzma“ zurück gebracht. Der Wagen wird von Hex’ und Teufel des nächsten Jahres abgebaut und ein Jahr lang aufbewahrt.
 

Pfengschtwägele in den lutherischen Bergen

Pfengschtwägele in Weilersteußlingen

Beginn: 12.30 Uhr
Ausführende: Kinder und Jugendliche bis zur 9. Klasse.
Der Umzug formiert sich am Ortseingang. Vorneweg gehen die Baumträger mit einer ca. 2-3 m hohen jungen Buche, dem „Pfengschdbaum“, an den Schellenriemen sind kleine Blumensträuße gebunden. Darauf folgt das Pfengschtwägele, ein ganz aus Buchenreis gefertigtes quadratisches Gefährt, das von vier „Pferdle“ mit Pferdefliegenhauben auf dem Kopf, gezogen wird. Im Wägele sitzen Prinz und Prinzessin, beide ca. 3-4 Jahre alt. Die Prinzessin trägt einen Blumenkranz auf dem Kopf und der Prinz eine Goldpapierkrone. Neben dem Wägele geht ein Kutscher mit einer „Goisl“. Hinter dem Wägele gehen die verschiedenen Sammler. Nun zieht die Gruppe von Haus zu Haus. Dabei werden alle Häuser des Dorfes besucht. Vor jedem Haus richten die älteren Baumträger das Bäumchen auf, das sie während des Zuges auf der Schulter trugen, schütteln den Baum kräftig und rufen dann folgenden Vers:
 
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Maienbräutle im Pfingstwägele in Grötzingen

Daniel und Darius,
komm, mir gannt en d’ Haselnuß.
D’ Haselnuß isch no et reif,
komm, mir gannt en ‘s Besareis.
Besareis hot no koi Laub,
komm, mir gannt en ‘s Haberschdrau.
Haberschdrau isch viel zu lend,
komm, mir gannt ens Kiahlawend.
Kiahlawend isch viel zu kiahl,
komm, mir gannt en ‘s Braunabiahl.
Braunabiahl isch viel zu brau,
komm, mir gannt en ‘s Weißagau.
Weißagau isch viel zu weiß,
komm, mir gannt en ‘s Paradeis,
Paradeis isch viel zu klei,
komm, mir gannt en Hemml nei. Holla!
 
Dann wird, entsprechend dem Beruf des Hausvorstands ein überlieferter Vers gerufen.
z.B.:
 
Wie machets denn die Elektriker?
So machte ses: Se reißat d’ Sichrongskäschda raus ond sagat ‘s wär en Kuuzr em Haus.
 
Wie machets denn dia Baura? So machet ses: Se äggrat d’ Feldr rom ond nomm
ond reißat schier da Markschdoi om.
 
Wie machets denn dia Maurer?
So machet ses: Se keiat Dreck an d’ Wenda na
&ond sagat, ‘s sei a Weisl da.
 
Wie machets denn die Schreiner?
So machet ses: Se fressat Spä ond scheißat Britter,
des goht jo wia Dondrweddr.
 
Wie machets denn die Pfarrer?
So machet ses: Se gannt am Sonndeg d’ Kanzl nauf
ond weckat d’Leut beim Schlofa auf.
 
Wie machets denn die Wiid?
So machet ses: Se soichat en a Fässle nei
ond saget ‘s sei a Brantewei.
 
Wie machets denn die Metzger?
So machet ses:
Se hängad da Arsch zom Fenschdr raus,
no kommad d’ Wiischd elektrisch raus.
 
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Pfingstwägele in Grötzingen

Wie machets denn die Lehrer?
So machet ses: Se schlaget d’ Kendr em Viereck rom,
ond selbr send se grad so domm.
 
Wie machets denn die Schmied?
So machet ses: Se soichat Fuir ond scheißat Kohla,
die Kerle soll dr Deifl hola.
 
Wie machets denn die Dirigenda?
So machet ses: Se keiat da Schdegga en Wenkl nei
ond saufat drfier an Homba Wei.
 
Wie machets denn die Holzmachr?
So machet ses: Se hauat d’ Aggschd en Schdomba nei
ond schdraggad en da Karra nei.
 
Wie machets denn die Zemmerleid?
So machet ses: Se laufat dr Balka auf ond a
ond wardad uf dr Zwelfeschlag.
 
Wie machets denn die Optiker?
So machet ses: Se setzad dr a Brilla auf
ond sagat, jetzt siehsch besser aus.
 
Wie machets denn die Fliesalegr?
So machet ses: Sei keiat da Dreck an d’ Wenda na
ond sagat, ‘s sei a Bläddle da.
 
Wie machets denn die Sattler?
So machet ses: Wenn ‘r will a Leadr woicha,
muß dr G’sell an Kibl soicha.
 
Wie machets denn die Lehrer?
So machet ses: Se schwätzad an rechda Hennadreck
ond fressat de Kendr ‘s Schulbrod weg.
 
Wie machets denn die Jäger?
So machet ses: Se schbrengat da Hochschdand auf ond na,
ond schießat aischd koi Wildsau a.
 
Danach, oder auch parallel dazu, gehen die Sammler an die Haustür und bitten um Gaben.
 
Geldsammler:
Mir send zwoi arme Schweizr
ond biddad om an Kreizr.
 
Oir:
Hänsl ond Gretl nagat ama Boi,
gehnt es au a baar Oir, no gamr wiedr hoi.
 
Butter:
Hänsl ond Gretl nagat ama Boi,
gehnt es au an Buddr, no gamr wiedr hoi.
 
Kaba:
Hänsl ond Gretl nagat ama Boi,
gehnt es au an Kaba, no gamr wiedr hoi.
 
Zucker:
Hänsl ond Gretl nagat ama Boi,
gehnt es au an Zuggr, no gamr wiedr hoi.
 
Mehl:
Mir kommat drher, wie an zoddlegr Bär.
Eisr Meahlsäggle isch no so ziemlich leer.
Drom dädat mir dia guada Hausfrau Muddr bidda,
a bissle Meahl en eisr Säggle neischidda.
 
Den Abschluss bildet auch hier ein gemeinsames Essen, von in Schmalz gebackenen Kiachla. Das gesammelte Geld wird gleichmäßig geteilt. Ebenso die übrigen Naturalien.

Pfengschtwägele in Grötzingen


Beginn: 13 Uhr
Ausführende: Kinder und Jugendliche bis ca. 16-18 Jahre.
Der Umzug unterscheidet sich nur unwesentlich von dem Weilersteußlingens. Der vorausgetragene Pfengschtbaum ist aber mindestens 4-5 Meter hoch und wird von drei bis vier jungen Männern getragen, welche einen aus Zeitungspapier gefalteten Schiffhut tragen. Nach einem lauten „Holla“-Ruf, wird der Baum einmal kräftig auf den Boden gestoßen. Nun wird auch hier, gefolgt von einem weiteren lauten „Holla“-Ruf, bei jedem Haus ein Spruch auf den Beruf des Familienvorstandes gerufen, während die jüngeren und die Mädchen mit dem Sammeln der Naturalien beschäftigt sind.
Auch hier bildet den Abschluss ein gemeinsames Essen und das Teilen des gesammelten Geldes.
 
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Läufer und Trabant beim Sammeln in Untermarchtal

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Geld:
I ben en armr Schweizr
ond bidde om an Kreizr.
 
Zucker:
I komm drher wia en zoddlegr Bär,
mei Zuckrsack isch no zemlich leer.
I mecht dia Muadr Hausfrau bidda,
si soll a bissle Zuckr en mein Zuckrsack neischidda.
 
Milch:
I komm drher wia en zoddlegr Bär,
mei Milchkännle isch no zemlich leer.
Drom mecht i au dia Hausfrau Muadr bidda,
mir a bissle Milch nei z’ schidda.
 
Berufssprüche:
 
Wia machats denn die Baura?
So machet ses:
Se äckrat s’ Äckerle rom ond nom
ond setzet da Markstoi om zwoi Meter nom.
Se äckrat ‘s Äckerle rom ond nom
ond zletschda no da Markstoi om.
Se äckrat s’ Äckerle rauf ond na
ond fluchad schier da Hemml ra.
 
Wia machats denn dia Wirt?
So machat ses:
Se soichat en a Fäßle nei
ond sagat sei a Brandawei.
 
Wia machats denn dia Metzger?
So machat ses:
Se hängat da Arsch zom Feaschder naus
no kommad d’ Wischt elektrisch raus.
 
Wia machats denn dia Schmied? So machat ses:
Se soichat Fuier ond scheißat Kohla,
dia Kerle soll dr Teifel hola.
Se frassad Ruaß ond scheißat Kohla,
dia Kerle soll dr Teifel hola.
 
Wia machets denn dia Flaschner? So machet ses:
Se schwoißat do a Blechle ond det a Blechle
ond zletschda geits a Scheißhausdächle.
 
Wia machats denn dia Dirigenda? So machat ses:
Se keiat da Stagga en Wenkel nei
ond saufad drfir an Homba Wei.
 
Wia machats denn dia Holzmacher? So machat ses:
Se hauat d’ Agschd en Stomba nei
ond stragat en da Karra nei.
Se stellad da Karra henders Haus
ond saufad ‘s halbe Wietshaus aus.
 
Wia machats denn dia Schreiner? So machet ses:
Se fressad Schbee ond scheißad Bridder,
des good wia ‘s Donderwadder.
 
Wia machats denn dia Zemmerleit? So machat ses:
Se laufat da Balga auf ond a
ond wadat auf da Zwölfeschlag.
 
Wia machats denn die Optiker? So machat ses:
Se setzad d’Brilla auf d’ Nasa nauf
ond sagat: jetzt siehscht besser aus.
 
Wia machats denn dia Fliesaleger? So machat ses:
Se keiat da Dreck an d’Wenda na
ond sagat seiad Bläddla da.
 
Wia machats denn die Elektriker? So machat ses:
Se reißat d’ Sichrungskäschda raus
ond sagat sei a kurzer em Haus.
 
Wia machets denn die Busfahrer? So machat ses:
Se fahrat s’ Griaschdel rauf ond na,
so send am Dag zwoi Axa a.
 
Wia machats denn die Küfer? So machat ses:
Wenn se wand ens Fäßle schlupfa,
muaß en s’ Weib da Beidel lupfa.
 
Daniel und Darius,
komm, mr gand en d’ Haselnuss,
Haselnuss sand no noid reif,
komm, mr gand en ‘s Besareis,
Besareis isch fial zu lend,
komm, mr gand en Kialawend,
Kialawend isch fial zu kial,
komm, mr gand ens ‘s Braunabial,
Braunabial isch fial zu brau,
komm, mr gand en ‘s Weisagau,
Weisagau isch fial zu weiß,
komm, mr gand en ‘s Paradeis,
Paradeis isch fial zu glei,
komm, mr gand en Hemml nei. Holla!


(Alle Fotos Wulf Wager)


 
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