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Trachtenträger diskutieren über ihre Zukunft


Podiumsgespräch des Schwarzwaldgaues in Empfingen/Mitglieder möchten positive Einstellung festigen
Einmal mehr war die Trachtengruppe Empfingen auf Gauebene gefragt: Im Zunftheim fand eine Podiumsdiskussion des Arbeitskreises Tracht des Trachtengaues Schwarzwald statt, die unter dem Leitwort „Quo vadis Trachtenbewegung“ stand.
Um es vornweg zu sagen: Auch in Zukunft wird es eine Trachtenbewegung mit ihren Trachtenträgern geben, so jedenfalls kam es mehrfach aus berufenem Munde zum Ausdruck. Gauschriftführer Peter Stiegler aus Hirrlingen begrüßte hochkarätige Podiumsteilnehmer.
Diese waren Otto Dufter, Vorsitzender des bayerischen Trachtenverbandes, Jürgen Hohl, Vorsitzender des kulturellen Beirats der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, Gaupräsident Siegfried Mager, Professor Dr. Herbert Schwedt als emeritierter Ordinarius für Volkskunde an der Universität Mainz, Wulf Wager, Heimatpfleger aus Unterensingen und Karl-Heinz Steffan, Vorsitzender des Trachtenvereins Schramberg.
Stiegler machte deutlich, dass es dem Trachtengau gut anstehe, sich zum Schluss der Veranstaltungen aus Anlass des 50-jährigen Bestehens mit dem Stand und der Wirklichkeit des Trachtenwesens auseinander zu setzen. Im Trachtengau Schwarzwald sind 51 Trachtenvereine und -kapellen mit 1.300 Jugendlichen, 1.800 Aktiven und 5.500 passiven Mitgliedern organisiert. Der Landesverband Baden-Württemberg zählt 15.000 Jugendliche und 45.000 Aktive.
Brauchtum und Trachtenpflege reicht weit in die Vergangenheit zurück. Schon ab 1820 wurde die Ständekleidung aufgeweicht, die damals den sozialen Stand des einzelnen Menschen dargestellt hat. Ab 1860 habe man sich an die alte Zeit erinnert und ortstypische Kleidung erhalten. Das erste Schwarzwälder Trachtenfest sei 1898 in Haslach gefeiert worden.
In der Gegenwart lebe die Trachtenbewegung, was auch durch neue Vereinsmitglieder zum Ausdruck komme. Auf vielerlei Gebieten gebe es Anerkennung. Selbst bei politischen Veranstaltungen sei die Anwesenheit der Trachtenträger erwünscht. Durch überzeugende Auftritte könne man die positive Einstellung zur Trachtensache festigen.
Der Vorsitzende des Trachtenvereins Schramberg kritisierte die Leitung mancher Gauvereine. Ein Verein sei nur so gut wie dessen Vorsitzender. Es sei sehr wichtig, nach geeigneten Führungspersönlichkeiten Ausschau zu halten.
Einig war man sich darin, dass trotz Fernsehen, Ritterspielen, historischen Märkten und vielem mehr, die Trachtenbewegung auch künftig ihre Existenzberechtigung haben werde. Allerdings müsse ein ganzer Mensch hinter der Tracht stehen. Die Frauen müssten sich in der Tracht wohl fühlen.
Sehr wichtig sei die Präsenz der Trachtler bei den verschiedensten Anlässen. Nicht nur bei Trachtenveranstaltungen, sondern auch bei anderen Festen und auch Hochzeiten wäre das Tragen jeder Trachtenkleidung wünschenswert. Jedes Mitglied müsse sich seiner kulturellen Aufgabe bewusst sein.

Aus: Schwarzwälder Bote vom 08.10.01
 
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