heimatzunft | heimatpfleger


Ein Kopftuch irritiert in der Jubiläumsschau

Stuttgarter Zeitung vom 24.10.01
„Mit 100 Sachen durch die Landesgeschichte“ können Besucher zum Jubiläum düsen. Drei Museen haben die Schau konzipiert, die in Karlsruhe und Stuttgart gezeigt wird. 100 Exponate bieten ungewöhnliche Einblicke in die Geschichte.
„Wertvolle, anrührende, skurrile und irritierende" Objekte haben die beiden Landesmuseen in Karlsruhe und Stuttgart sowie das Haus der Geschichte für die Ausstellung zum Landesjubiläum im nächsten Jahr ausgesucht. „Wir haben nicht den Anspruch, einen Überblick über 2000 Jahre Geschichte zu liefern“, sagte Harald Siebenmorgen, Leiter des Badischen Landesmuseums, bei der Vorstellung des Konzeptes. Ebenso wenig sollten die vergangenen 50 Jahre Baden-Württembergs nur eng begrenzt beleuchtet werden. Vielmehr solle durch die Auswahl der Objekte schlaglichtartig hingewiesen werden auf bestimmte Ereignisse oder Epochen, die vom Südwesten beeinflusst wurden oder ihn prägten.
So manches Mal wird der Besucher um ein oder gar um zwei Ecken denken müssen, und das sei auch so gewollt, sagte Siebenmorgen. Denn weshalb etwa Steffi Graf, berühmtestes Tennis-Landeskind, eine Beziehung zu Mömpelgard, der einstigen württembergischen Exklave in Frankreich hat, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Nach dem Besuch der Ausstellung oder dem Erwerb des Kataloges, der zum „Hausbuch“ in jeder Familie des Landes avancieren soll, wird jedenfalls jeder wissen, dass die Schale eines Kunstschmieds aus Mömpelgard (Montbeliard) als Vorbild für die begehrteste Trophäe im Damen-Tennis in Wimbledon diente. Ältestes Ausstellungsstück ist ein Goldblattkreuz, das im siebten Jahrhundert einer verstorbenen Alemannin ins Grab gelegt wurde - und das dennoch einen Bezug zur Gegenwart hat. Als Kopie ziert es heute das Brustkreuz des Bischofs von Rottenburg-Stuttgart. Ein anderes Exponat stammt aus der Gegenwart und wird sicherlich etliche Besucher irritieren, meint Thomas Schnabel, Leiter des Stuttgarter Hauses der Geschichte: das Kopftuch der Lehrerin Fereshta Ludin. Die einstige Referendarin in Plüderhausen im Rems-Murr-Kreis versucht durch alle Gerichtsinstanzen hindurch, das Tragen eines Kopftuches im Unterricht durchzusetzen.
Ministerpräsident Erwin Teufel wird die Schau am 8. Mai in Karlsruhe eröffnen. Sie dauert bis zum 15. September. Von Oktober bis Dezember 2002 ist sie in Stuttgart zu sehen. 1,2 Millionen Mark hat das Land für die Ausstellung beigesteuert. Insgesamt 13 Millionen Mark gibt das Land für rund 1000 Veranstaltungen zum Jubiläum aus.
 
Seitenanfang