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Landesregierung gefährdet das kulturelle Erbe Baden-Württembergs
Schwäbischer Heimatbund protestiert gegen Mittelkürzungen
im Denkmalschutz
Der Schwäbische Heimatbund spricht sich vehement gegen die geplanten
Haushaltskürzungen bei der Erhaltung und Pflege von Kulturdenkmälern
aus. Der Sparplan der CDU/FDP-Koalition führt nach Ansicht des
Vereins zum weiteren Verlust von Denkmalen im Land.
„Die jetzt bekannt gewordenen Kürzungen um 20 Prozent widersprechen
eklatant allen bisherigen Äußerungen der Landesregierung
und bedeuten einen gravierenden Einschnitt in die Kultur- und Denkmallandschaft
in Baden-Württemberg“, sagte Martin Blümcke, der Vorsitzende
des Schwäbischen Heimatbundes. Noch im April hatte der Heimatbund
die geplante Aufstockung der Finanzmittel positiv zur Kenntnis genommen.
„Die unverhoffte Kehrtwendung lässt uns doch sehr an der
Worttreue der Verantwortlichen zweifeln“, so Blümcke weiter.
„Sonntagsreden, wie die von Erwin Teufel bei der Auszeichnung
der Insel Reichenau als Weltkulturerbe, helfen den vielen gefährdeten
Denkmälern im Land nicht“, forderte Blümcke den Ministerpräsidenten
selbst zum Umdenken auf.
Denkmalpflege wieder auf dem Tiefpunkt
Bereits in den vergangenen Jahren waren die Zuschüsse für
die Baudenkmalpflege stark eingeschränkt worden. Standen 1995
noch rund 60 Millionen Mark pro Jahr zur Verfügung, wurden 1997
öffentliche und private Denkmalbesitzer nur noch mit etwa 30
Millionen Mark unterstützt. Im vergangenen Jahr konnte das Landesdenkmalamt
die Erhaltung von Baudenkmälern mit 39 Millionen Mark fördern.
„Wenn jetzt in zwei Jahren 18 Millionen Mark gestrichen werden,
sind wir wieder auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt“, konstatiert
Blümcke. Schon mit den bisher zur Verfügung stehenden Mitteln
kann vielerorts nur die Substanz erhalten werden. Dringend notwendig
seien aber Modernisierungen, da nur so eine zeitgemäße
Nutzung möglich ist. „Wenn wir es nicht schaffen, dass
Menschen wieder in den historischen Gebäuden leben und arbeiten,
werden in den kommenden Jahren noch viele weitere Kulturdenkmäler
der Abrissbirne zum Opfer fallen“, blickt Blümcke in eine
düstere Zukunft. Er betonte, dass mit den Zuschüssen des
Staates erhebliche Investitionen ausgelöst werden. „Zu
jeder Fördermark legen private oder öffentliche Investoren
noch einmal neun Mark dazu. Eine ausreichende Finanzausstattung der
Denkmalpflege ist also ein ansehnliches Konjunkturprogramm für
das gebeutelte Bauhandwerk."
Denkmalschutz sei aber nicht nur ein wirtschaftlicher Faktor, sondern
auch eine wichtige ideelle Aufgabe, wie das große Interesse
tausender Menschen beim „Tag des Offenen Denkmals“ beweise.
Das kulturelle Erbe und die Identität eines Landes und seiner
Bewohner spiegele sich auch in seinen historischen Bauten wider.
Der 1909 gegründete Schwäbische Heimatbund setzt sich mit
seinen 6.000 Mitgliedern neben anderen Zielen für die Pflege
und Rettung historischer Gebäude ein. Gemeinsam mit anderen Institutionen
verleiht er partnerschaftlich den von der Württemberger Hypo
jährlich gestifteten Denkmalschutzpreis in Höhe von 50.000,--
DM für vorbildliche Baumaßnahmen an privaten historischen
Gebäuden.
Schwäbischer Heimatbund, Weberstr. 2, 70182 Stuttgart
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