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Berichte - Seminare
Landesfilmsammlung Baden-Württemberg
Markt zur Brauchtumspflege
Tanzboden - und - Wirtshausmusik
Märchenhaftes Museum im Jagdschloss
Ein Leben ohne Shampoo, Unterwäsche und WC
Landesfilmsammlung Baden-Württemberg
Filme sind unverzichtbare Zeitdokumente und Quellenmaterialien zur
Lokal- und Landesgeschichte. Viele Filmdokumente sind jedoch verblichen,
verstummt oder verloren, weil sie bisher als kaum erhaltenswert
betrachtet wurden. Auf Initiative des Ministeriums für Wissenschaft,
Forschung und Kunst (MWK) hat das Haus des Dokumentarfilms die Aufgaben
übernommen, landesbezogene historische und aktuelle Filme nachzuweisen,
zu archivieren, zu konservieren und der Öffentlichkeit sowie
der wissenschaftlichen Bearbeitung zugänglich zu machen. Als
Kooperationspartner beim Aufbau der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg
wirken Vertreter der Archive des Landes, des Hauses der Geschichte
Baden-Württemberg, der Landesbildstelle und des SWR mit.
Durch die landesweite Fragebogenaktion an Institutionen, Verbänden
und Privatpersonen sollen jetzt die im Land vorhandenen Filmbestände
erfasst und in einem Zentralkatalog Baden-Württemberg im Jahr
2002 - zum Landesjubiläum "50 Jahre Baden-Württemberg"
- veröffentlicht werden. Als zweiter Schritt ist die Einrichtung
eines Filmarchivs vorgesehen.
Historische Filme werden gesucht!
Für Fragen stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung:
Brigitte Knorr, Haus des Dokumentarfilms, Königstr. 1 A, 70173
Stuttgart
Tel. 0711/ 99 78 08-19, Fax 0711/ 99 78 08-20,
E-mail: Brigitte.Knorr[at]swr.de.
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Markt zur Brauchtumspflege
Erster Trachtenmarkt lockt Tausende nach Bad Dürrheim
Der landesweit erste Trachtenfachmarkt hat am Wochenende mehrere
tausend Besucher in den Kurpark von Bad Dürrheim im Schwarzwald-Baar-Kreis
gelockt.
Der zweitägige Markt mit Verkauf, Handwerksvorführungen,
Fachvorträgen, Mundarttheater, Volksmusik und Tänzen wurde
von der Kurstadt zusammen mit dem Trachtengau Schwarzwald e.V. organisiert.
"Wir möchten damit ein besonderes Zeichen der Brauchtumspflege
setzen", sagte der Vereinsvorsitzende Siegfried Mager. Der
Trachtenmarkt solle künftig jedes Jahr in Bad Dürrheim
stattfinden.
Bei strahlendem Sonnenschein konnten sich die Besucher an den Ständen
von Kopf bis Fuß einkleiden. Zum Angebot der 14 Marktbeschicker
gehörten neben Stoffen, Accessoires und Kopfbedeckungen auch
komplette Trachten. Einige Händler reisten mit Besonderheiten
wie Perlenschnüren und Zylinderhüten aus Bayern und Thüringen
in die Kurstadt. Brauchtumsgruppen zeigten außerdem alte Handwerkskünste.
Den Zuschauern wurde das Flachsspinnen ebenso näher gebracht
wie das Klöppeln oder die Herstellung der "Bollenhüte",
des Markenzeichens des Schwarzwaldes.
Auch über eher unbekannte Künste wie das "Stifteln"
wurden die Besucher informiert: Dabei wird ein Stück Stoff
in millimeterfeine Falten gelegt und so in Ärmelabschlüsse
von Blusen eingearbeitet. Anhand der Form und Breite der Stifteln
können Dörfer und Gemeinden unterschieden werden; ebenso
lässt sich die Konfession der Blusenträgerin daran ablesen.
Der Trachtengau Schwarzwald feierte mit dem Markt sein 50-jähriges
Bestehen. Dem Gau gehören 51 Vereine und 8500 Mitglieder an.
Das Verbandsgebiet reicht vom Schwarzwald-Baar-Kreis bis zum Nordschwarzwald,
von der Schwäbischen Alb bis zum Kinzig- und Murgtal. Im Mittelpunkt
der Aktivitäten stehen nach den Worten Magers die Heimatpflege
und Bewahrung des Brauchtums.
Aus: Stuttgarter Zeitung vom 28.05.01
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Tanzboden - und - Wirtshausmusik
Ochsenhausen vom 23. - 27.Mai
Obwohl ich zum ersten Mal an diesem Seminar teilnahm, das von Wulf
Wager, Monika Spieß und vielen Referenten geleitet wurde,
war mir der Kreis nicht neu, noch das wunderschöne ehem. Kloster
Ochsenhausen. Aber genau deshalb ging ich ja hin: es ist jedesmal
wieder überwältigend, in Ochsenhausen zu gastieren. Man
taucht ein in die barocken Räume mit ihrer ganz eigenen Atmosphäre,
ist ungestört von der Außenwelt, zum einen durch das
Gebäude und zum anderen durch das Leben und Treiben darin.
Gleich zu Anfang wurde uns mitgeteilt, daß wir die Tanzboden-
und Wirtshausmusik tagsüber üben und dann abends/nachts
im Bräuhauskeller des Klosters das Geübte unter realistischen
Bedingungen in die Tat umsetzen werden. Auch wies man uns Teilnehmer
auf einzelne Personen (Referenten) hin, die eine besonders anziehende
Wirkung auf uns nachts ausüben würden, der man sich zu
später Stunde kaum noch entziehen könnte, was sich auch
als absolut zutreffend herausstellte!
Der Ablauf sah folgendermaßen aus:
Die Lehrgangsteilnehmer wurden nach der Art ihrer Instrumente und
ihrem Können in Gruppen eingeteilt. In diesen Gruppen übten
wir gemeinsam unter Anleitung eines erfahrenen Referenten Stücke
ein und lernten die Besonderheiten beim Spiel von Volksmusik ( Verzierungen
wie Triller, und Vorschläge, "kratzige" Nachschläge,
leere Saiten waren durchaus erlaubt und sogar erwünscht ).
Diese Übphasen fanden immer zwischen den Mahlzeiten statt,
die der guten Küche Ochsenhausens wegen und für unseren
powervollen Einsatz einen wichtigen Bestandteil dieses Seminars
bildeten.
Jeden Morgen tanzten und sangen wir auswendig. Dieses spontane und
auflockernde Beisammensein fand großen Anklang und machte
uns allen viel Spaß. Nachmittags konnte jeder an unterschiedlichen
Workshops teilnehmen: Angeboten wurden Harmonielehre, allg. Musiklehre,
Rhythmik, ein Einführungskurs Volkstanzen und Schwegelpfeifen.
Letzterer Workshop wird jedes Jahr gewechselt.
Ich selbst nahm am Schwegelpfeifen-Workshop teil und wurde viel
vertrauter mit dem Instrument. Bei den Schwegelpfeifen gibt es eine
kleine Schwierigkeit: weil es verschieden gestimmte Pfeifen gibt,
teilte uns unser Referent Thomas Mossmann in Grüppchen auf.
Getrennt voneinander übten und lernten wir alle dazu. Nach
dem Abendessen gab es ein wechselndes Programm: eine Scharade, ein
kurzweiliger Vortrag über Hirtenhörner (Alphörner),
eine selbstgemachte Paella für alle und unseren besonderen
Abschlußabend. Dazwischen spielten immer wieder Musikanten
zum Tanz auf. Wie in einem richtigen Wirtshaus wurden Witze gerissen,
Lumpenlieder gesungen, gelacht und gebechert.
Leider trauten sich nicht noch mehr Volksmusikgruppen, abends zum
Tanz aufzuspielen. Um 10 Uhr gingen die Jüngeren zu Bett, die
anderen ließen es bis in die allerfrühesten Morgenstunden
ausklingen. Es war einfach zu schön und lustig, um diese Zeit
zu verschlafen, und die Mittagspause war ja auch noch da... Der
Abschied nach dem morgendlichen Abschlußkonzert und Mittagessen
fiel allen "sauschwer". Wer schon mit Volksmusik und Volkstanzen
zu tun hatte, der kennt den tranceähnlichen Zustand, in dem
man nach Hause schwebt. Das Leben im Kloster Ochsenhausen tat da
noch ein Übriges dazu. Auch daheim dauert es noch einige Zeit,
bis man im Alltag angekommen ist. Mir geht es zumindest seit meiner
Kindheit so - da bin ich dann hinterher immer ein bisschen schwermütig
und melancholisch und gleichzeitig unheimlich glücklich, alles
miterlebt zu haben. So freue ich mich schon wieder sehr auf das
nächste Mal und auf all die bekannten und neuen Gesichter.
Heidrun Holz
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Märchenhaftes Museum im Jagdschloss
In Neuenbürg wird bald die Geschichte des Nordschwarzwaldes
erzählt
Nach fünfjähriger Umbauzeit erwartet die Besucher ab 30.
Juni im württembergischen Jagdschloss ein "begehbarer
Märchenfilm", der anhand von Wilhelm Hauffs "Das
kalte Herz" Geschichte und Wandel des Nordschwarzwaldes aufzeigt.
Als "Erlebnis- und Freizeitpark" sieht Professor Harald
Siebenmorgen, Leiter des Badischen Landesmuseums, sein neuestes
Projekt in Neuenbürg. Im Renaissanceschlösschen Neuenbürg
wird Siebenmorgen künftig für die wissenschaftliche Begleitung
der Dauerausstellung sowie jährliche Sonderausstellungen im
400 Quadratmeter großen Weinkeller sorgen. "Es war eine
schwierige Herausforderung", sagt er, "denn alle Faktoren
sprechen gegen ein Museum konventioneller Art." Also spannte
er das Schweizer Gestaltungsbüro Otto Seiner - in Museumsfragen
anerkannt - ein und ließ sich ein Konzept für ein Museum
anderer Art erarbeiten. Siebenmorgen gerät ins Schwärmen,
wenn er ein wenig dessen preisgibt, was die Besucher erwarten wird.
Die Geschichte des Nordschwarzwaldes, der Flößer und
Glasbläser und des industriellen Wandels wird in Neuenbürg
nicht mit Schriften, Tafeln und Gegenständen erklärt.
Das Hauffsche Märchen "Das kalte Herz" wird stattdessen
inszeniert: In fünf aufeinanderfolgenden Räumen erfahren
kleine Besuchergruppen mit Licht, Ton, Ausstellungsobjekten und
interaktiven Mitteln auf ganz neue Weise etwas über Land und
Leute rund um Neuenbürg. "Wie von Geisterhand öffnen
und schließen sich die Türen, es wird dunkel, und dann
geht es los", verrät Siebenmorgen. Der zweite Teil des
Museums beschäftigt sich mit der Region, der Stadt und dem
Schloss: Hier erzählen die Biografien von Teilnehmern einer
Tischgesellschaft Geschichte, Begleitveranstaltungen, Gastronomie,
ein Museumsshop und Ritterturniere sollen die Besucher zu dem im
Dornröschenschlaf liegenden Schloss aus dem zwölften Jahrhundert
locken. Für den Betrieb des Museums sorgt die Stadt Neuenbürg.
Sie trägt auch sechs Millionen der 15 Millionen Mark Baukosten.
Neun Millionen schießt das Land zu. Das Badische Landesmuseum
ist fürs "Bespielen" zuständig. Genauso wie
bei den Außenstellen in Bruchsal, Osterburken, Hirsau, Freiburg,
Staufen und Karlsruhe. "Neuenbürg muss nicht unser letztes
Zweigmuseum sein", kündigt Siebenmorgen an. Das Weltkulturerbe
Insel Reichenau müsse größeren Touristenströmen
historisch und museal besser transferiert werden, findet er. Aus:
Nürtinger Zeitung vom 12.03.01
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Ein Leben ohne Shampoo, Unterwäsche
und WC
Der SWR bereitet sein Projekt "Schwarzwaldhaus 1902" vor
Ein Leben ohne Mobiltelefon und Konservennahrung mag manchem Zeitgenossen
als wünschenswert erscheinen. Eines ohne Radio und Fernsehen?
Vielleicht gar nicht so schlecht. Kein Shampoo, keine Kosmetik?
Zur Not auch das. Aber ein Leben ohne Unterwäsche und Wasserklosett,
geht das? Diese Frage soll eine Familie beantworten, die der Südwestrundfunk
in ein altertümliches Haus im Schwarzwald stecken wird. Der
Bauernhof wird gerade in den technischen Zustand von 1902 versetzt.
Ein Kamerateam wird die Hardcore-Öko-Reality-Show für
eine vierteilige Dokumentation, die im nächsten Jahr ausgestrahlt
werden soll, filmen. Big Brother im Bollenhut? Den Big-Brother-Vorwurf
will Rolf Schlenker, SWR-Projektleiter für "Schwarzwaldhaus
1902", entkräften. "Wir suchen keine karriereorientierten
Singles, sondern eine Familie". 500 Familien hätten sich
bereits beworben, Big-Brother-Freaks würden gleich aussortiert.
Die Familie wird ein ländliches Leben mit Rindviechern, Hühnern,
Schweinen und Hasen führen. Ein Kontingent Mehl wird gestellt.
Was auf den Tisch kommt, muss die Familie selbst erwirtschaften,
das heißt, ernten, sammeln, schlachten oder auf dem Markt
kaufen. Geld hat sie allerdings nur, wenn sie vorher etwas aus den
eigenen Beständen verkauft hat. Die Familie soll in technischer
Hinsicht weit gehend sich selbst überlassen sein. Besuch ist
erlaubt, aber nur wenn er an einer "Zeitschranke" technische
Mitbringsel abgibt. Für Kinder wird es übrigens keine
verlängerten Schulferien geben. Nach Ferienende müssen
sie in die örtliche Schule gehen. Das Schwarzwaldhaus ist kein
Container im Stil von Big Brother, sondern "modern gemachte
und spannend verpackte Technik- und Kulturgeschichte". Das
Kamerateam soll zur Familie gehören, die sich aber jederzeit
zurückziehen kann. Außerdem soll sie nicht isoliert leben,
sondern mit der benachbarten Dorfbevölkerung in Kontakt treten.
Wo genau das Schwarzwaldhaus stehen wird, will Rolf Schlenker nicht
verraten, um "Set-Tourismus wie bei der Schwarzwaldklinik"
zu vermeiden. "Schon drei Wandergruppen können bei einem
Filmteam für Chaos sorgen." Einen geeigneten Bauernhof
hat der SWR aber bereits ausfindig gemacht. Er wird gerade "zurückgebaut".
Stromleitungen werden gekappt. Möbel und moderne Technik werden
entfernt. Und auch das WC wird ausgebaut.
Aus: Badische Zeitung, vom 12. Mai 2001
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