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Robert Schwarztor

Die große Familie der Zithern


Robert Schwarz ist Leiter der Zitherfreunde Bergfelden und als solcher natürlich sehr an der Geschichte der Zitherinstrumente interessiert.
Hier gibt er einen kleinen Überblick, der auch im Internet unter www.planet-interkom.de/robert.schwarz zu finden ist und laufend ergänzt wird.
 
Eine Dokumentation über die Blütezeit der Zithern aus dem Zeitraum von 1880 bis 1945 ergänzt mit dem Einblick in die heute Kultur der Akkordzither.
 
Die verblüffende Vielfalt der großen Familie der Zithern ist heute kaum mehr bekannt. Zudem sind die hier vorgestellten Zithern meines Wissens - von wenigen Ausnahmen wie Triola, Konzertzither, Streichzither, Streichmelodion und Schossgeige abgesehen - nirgends beschrieben. Sie sind musikwissenschaftlich ( noch ) nicht gesichtet, geschweige denn nach gemeinsamen Kriterien geordnet.
Um bildhaften Vergleich zu gebrauchen: in Sachen Zithern dehnt sich Brachland aus.
Es zu beackern habe ich mir mit diesem Bericht vorgenommen
 
Dieser Bericht stellt eine kleines zusammengefasstes und vorläufiges Ergebnis dar. Und es wäre nicht verwunderlich, wenn in bereits wenigen Jahren um zusätzliche Erkenntnisse erweitert werden müsste - weil immer wieder Zithern auftauchen, die es im Prinzip nicht gibt ...
 
Zithern sind eine Instrumentengruppe, bei der die Saiten über die ganze Länge des Korpus und zwar parallel dazu laufen. Gewöhnlich dient der ganze Körper als Resonator, aber zuweilen wird ein zusätzlicher Resonanzkasten angefügt.
Das Scheitholt, ein im Mittelalter weitverbreitetes, einfaches Instrument, welches seinerzeit auch viele Verwandte hat, gilt als Urvater aller hier vorgestellten Zithern.
 

  • Scheitholtzither, Kratzzither und Schlagzither, wie sie auch immer genannt werden
  • .
  • Konzertzither und Streichzither
  • Griffbrettlose Zithern

Aus diesen " primitiven Instrumenten " entwickelten sich die heutigen Zithern in ihrer Form.
 
Brettzithern
 
Die meisten europäischen Zithern sind Brettzithern in rechteckiger oder trapezoider Form.
Im Mittelalter war die wichtigste Zitherform das Psalterium, das sich aus dem mittelöstlichen Qanun entwickelt hatte, der im 11. Jahrhundert nach Europa kam.
Beim Scheitholt wurden mit einem Greifstäbchen oder den Fingen der linken Hand die Melodiesaiten gegen die Bünde gedrückt und mit einem Federkiel, durch hin und herkratzen zum klingen gebracht.Bei der Schlagzither ist die neue Spieltechnik der rechten Hand charakterisch: Der Daumen schlägt die Melodiesaiten an, während Zeig -, Mittel -, und Ringfinger einzelne Freisaiten anschlagen, was nun problemlos Harmoniewechsel erlaubt.
Die Spielweise der späteren Konzertzither ist hier somit deutlich vorgezeichnet.
 
Konzertzither
 
Landauf, landab ist die Konzertzither die bekannteste Zitherart weit und breit.
 
Die Entwicklung von der Schlagzither zur Konzertzither beanspruchte den Zeitraum von etwa 1830 bis 1865 und fand vornehmlich in Süddeutschland und Österreich statt, mit den wichtigen Zentren anfänglich in München und Wien. Die Konzertzither kam wesentlich früher als die nachfolgend beschriebenen Zitherarten in Mode. Sie hat heute noch einen festen Platz in der Volksmusik im deutschsprachigen Raum.
 
Durch das legendäre Gespann Herzog Maximilian in Bayern und Johann Petzmayer wurde die Zither sozusagen salonfähig und fand in adligen und städtisch gehobenen Kreisen begeisterte Aufnahme.
Das Spielen ist sehr anspruchsvoll, es ist eine sehr gute jahrelange Ausbildung und Musikalität erforderlich. Namhafte Musiker und virtuose Spieler machten diese Zither zum Konzertinstrument.
Die Unterschiede (querliegende Saiten zu Längsrichtung der Akkordzithern ) sind vielen Leuten unbekannt und führen häufig zu Missverständnissen.
Ähnlich wie die Violine kann die Konzertzither heute als vervollkommnende, einer langwährenden, instrumentengeschichtlichen Entwicklungsphase angesehen werden und genügt den Ansprüchen der Volksmusikanten.
Leider führte diese Sonderstellung der Konzertzither in der großen Familie der Zithern gelegentlich zu einer völligen Überheblichkeit und einem Abgrenzungsbedürfnis seitens der Konzertzither gegenüber den notenunterlegenden Musikanten - was zum Teil noch heute spürbar ist.
 
Die Stimmung der Saiten ist so angelegt, dass musikalisch keine Grenzen gesetzt sind. Die Melodiesaiten über dem Griffbrett sind wie bei der Bratsche gestimmt, doch ist die oberste Saite für das mehrstimmige Spiel doppelt aufgezogen ( Münchner Stimmung ).
 
Neben dem Griffbrett verlaufen die Begleitsaiten, die nach dem Quintenzirkel in Quart- und Quintabständen gestimmt werden. ( Nicolaus Weigel )
 
Beim Spielen verkürzt die linke Hand die Melodiesaiten auf dem Griffbrett, während die rechte Hand mit dem Zitherring am Daumen die Melodiesaiten und mit den übrigen Fingern die Begleitseiten zupft.
 
Die Wiener Zither ist aus dem Kulturleben der Stadt Wien einfach nicht wegzudenken und wird genau dort eingesetzt, wo der spezifische Klang dieses Instruments präsentiert werden soll.
 
Akkordzither
 
Für das Aufkommen der griffbrettlosen Zithern, ab 1880, waren Deutschland und die USA maßgebend beteiligt. ( Colian Company, Anglo-American-Zither Company, Menzenhauer & Schmidt, etc. )
Der Erfolg kann als Reaktion auf die durch die Konzertzither - Protagonisten hervorgerufene Akademisierung des Zitherspiels verstanden werden. Sicher aber folgte es den allgemeinen, kleinbürgerlichen Demokratisierungsbestrebungen des Musiklebens im ausgehenden 19. Jahrhundert sowie dem Rufe nach einfachen, auch ohne besondere Notenkenntnisse erlernbaren Instrumenten.
Diese ausnahmslose industriell gefertigten Zithern wurden weltweit sehr erfolgreich vertrieben. Allein die Firma Menzenhauer & Schmidt verkaufte innerhalb von 2 Jahren 500.000 Akkordzithern.
 
Die Akkordzither gilt als Grundtyp der meisten nachgebauten Zitherarten. Sie wurde, wie die anderen auch, in unzähligen Variationen hergestellt. ( Gitarrenzither, Mandolinenzither, Mandolin-Guitar-Zither, Konzert-Gitarrenzither, Salonzither usw. ...)
 
Trotz der auf den ersten Anblick verwirrenden Fülle von Instrumentenformen, ja sogar verschiedenen Ausführungen gleich zu spielender Zithern gibt es einige verbindliche Merkmale:

  • klanglich Nachahmung herkömmlicher Instrumente, was oft schon der Name verrät (Violinzither, Harfenzither usw..)
  • verhältnismäßig einfache, selber zu erlernende Spielweise
  • ein speziell für das Instrument entwickeltes Notensystem, welches dem musikalischen Laien das Spielen ermöglicht
  • oft spielt die rechte Hand die Melodie, gleichzeitig sorgt die linke mit fest gestimmten Akkorden für die Begleitung.
  • es sind Instrumente für den kleinen Kreis; Hausmusik war damals sehr populär.

Woran ist eine Akkordzither als solche überhaupt zu erkennen ?
Die Saiten der Akkordzither sind deutlich in zwei Gruppen unterteilt; rechts sind die Melodie- und links die Begleitsaiten. Die Saiten sind in Längsrichtung vom Spieler-/in angeordnet.
Die Melodiesaiten sind, mit Ausnahme von 3- und 5- akkordigen Instrumenten hier ( fehlen die Halbtöne dis und ais) chromatisch angeordnet, im Umfang von normalerweise zwei ( c' bis c''' ), seltener zweieinhalb bis drei Oktaven. Sie sind einfach oder zweifach aufgezogen. Links ist der tiefste Ton, rechts der höchste. Die Begleitsaiten gliedern sich in Bündel zu je 4 bis 7 Saiten. Jedes Bündel ergibt einen Akkord, wobei die dick umsponnene Basssaite oft etwas abgesetzt ist, was beim Begleiten ein sauberes Diffizieren zwischen Bass und Akkord erleichtert.
 
Hergestellt werden 2- bis 12- akkordige Zithern, sogar 20- akkordige hat ein Franzose gebaut.
Standartmodelle sind die 5- und 6- akkordigen.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die meisten Zithern gar nicht mehr produziert und verschwanden von der Bildfläche. Zudem veränderten sich die Feierabendgewohnheiten breiter Bevölkerungsschichten.
An die Stelle der Hausmusik traten zunehmend Radio und Fernseher.
 
Eine bekannte Akkordzither wird heute noch in Klingenthal industriell hergestellt.
Früher war die Firma Menzenhauer & Schmidt (Berlin) über alle Grenzen hinaus bekannt.
In der Schweiz haben sich etliche Akkordzitherbauer in den letzten Jahren einen guten Namen gemacht durch Fertigung von 6-, 7- und gar 12 Akkordzithern in bester Qualität.
Dort sind die Akkordzither wieder am weitesten verbreitet.
 
Zum Spielen wird das Notenblatt unter die Melodiesaiten geschoben, der dickere Strich liegt unter der C-Saite,auf dem vorgezeichneten Weg ( Zickzacklinien ) werden die Melodietöne mit dem Daumen der rechten Hand gezupft, zudem ein Zitherring verwendet wird. Der Verlauf der Melodie ist von oben nach unten. Die Akkorde werden mit der linken Hand gespielt, mit dem bloßen Daumennagel oder auch mit einem Zitherring, was aber nicht so weich klingt.
 
Musikalische Kenntnisse sind ebenfalls von Vorteil, um ein "richtiges Wiedergeben" der Lieder zu gewährleisten.
Das Spielrepertoire setzt sich aus Volksliedern, Weihnachtsliedern, Chorälen, Schlagern und leichter Klassik zusammen. Durch die "einfache, schnelle Erlernbarkeit" haben viele dieses Instrument erlernt; auf vielen Speicherräumen stehen diese Zithern noch.
Die Texte werden zu den Liedern oft auf das Liedblatt gedruckt oder mit Motiven ausgeschmückt.
 
Die Noten vom Hansaverlag sind in den Musikgeschäften bekannt und schon gut 100 Jahre im Umlauf. Selbst Musiker haben hier Mühe, die richtigen Takteinteilung zu erkennen. Hansanoten gibt's heute noch in gleicher "Qualität" zu kaufen.
Diese Noten sind in 3 Typen einzugliedern:
 

  • Sie sind gut, man kann sie lassen, wie sie sind
  • es braucht ein paar Korrekturen, dann sind sie spielbar
  • es braucht zuviel Korrekturen, Neufassung ist notwendig

Es gibt heute wieder etliche Notenblätterschreiber-innen (Verfasser) in Deutschland und in der Schweiz, welche sehr schöne Lieder für die Akkordzither spielbar schreiben.
Bei unseren Nachforschungen hat sich herausgestellt, dass die Akkordzither in der Schweiz sehr verbreitet ist. Dort gibt es viele private Musiklehrer und Notenverlage.
 
Seit geraumer Zeit tauchen Notenblätter aus Holland auf, welche eine ganz eigenartige Schreibweise haben. Um Platz zu sparen auf den Unterlegnotenblättern werden anstelle von z. Bsp. 3 gleiche Noten, eine 3 hinter die Note geschrieben, die Begleitung wird mit Buchstaben geschrieben " Es kommt einem vor, als ob das Notenschreiben neu erfunden wurde ".
 
Violinzither
Bei der Violinzither, auch Violinharfe genannt, streicht man die Melodie mit einem etwa 50 cm langen Bogen.
So wird der Klang der Violine nachgeahmt. Jeder Ton wird auf einer anderen Saite erzeugt. Die Melodietöne sind in zwei vertikalen Reihen angeordnet. Beim Spielen der Tonleiter muss man immer von der einen zu der anderen Reihe wechseln.
Das abgebildete Instrument hat eine diatonische Stimmung in C-Dur, mit zweieinhalb Oktaven Umfang (c' bis f '''). Das war der häufigste Typ; es gab auch aber auch solche mit halbchromatischer oder chromatischer Reihenfolge.
Das Spielen der Violinzither ist besonders reizvoll, denn der gestrichene Ton lässt sich nachhaltiger gestalten als der gezupfte oder geschlagene Ton anderer Zithern.
Auch ist ihre Klangfülle erstaunlich, wenn man bedenkt, wie derb und massiv diese Instrumente gebaut waren; sie mußten nämlich dem enormen Zug der vielen Stahlsaiten standhalten (je nach Modell mehrere hundert Kilo) und Massivholz für alle die versenkten Zitherstifte bieten.
 
Autoharp
 
Carl Friedrich Zimmermann, ein gebürtiger Deutscher, wanderte 1864 in die USA aus, wo er später die Autoharp und ein dazu passendes Notationssystem erfand. Beides wurde 1882 patentiert
. Bereits vom ersten, 3 akkordigen Modell wurden innerhalb dreier Jahre über 50.000 Stück verkauft. Die Autoharp wurde dann laufend verbessert und mit weiteren Akkorden versehen. In den USA ist die Autoharp übrigens noch heute verbreitet und gehört zum Instrumentarium vieler Bluesgrass- und Countrymusiker.
 
Die Idee wurde bald in Deutschland aufgenommen, wo vor allem die Firma Müller und Meinhold solche Instrumente herstellten. Im deutschen Sprachraum wurde die Autoharp auch "Akkordzither" oder "Accord-Zither-Harfe" genannt, was gelegentlich zu Verwechslungen mit der schon beschriebenen Akkordzither führt.
Die Saiten sind in diatonischer, halb- oder ganzchromatischer Reihenfolge angeordnet.
Darüber verlaufen Tasten, die unten mit Filzpölsterchen versehen sind. Diese dämpfen beim hinunterdrücken der Taste die für den Akkord unpassenden Saiten ab, sodass beim Spielen nur die richtigen Töne erklingen.
 
Triola
 
Bei dieser den tremolierenden Klang der Mandoline nachahmenden Zither muss nur gerade die Kurbel im Takt gedreht werden; Lochstreifen und Mechanik besorgen den Rest . . .
1919 meldete Paul Riessner die Triola zum Patent an, sie wurde bald von der Firma Popper und Co. in Leipzig in den Handel gebracht. Die klug ausgetüftelte Mechanik wirkt auf die Melodiesaiten. Meistens sind die mit solchen Lochstreifen zu spielende Stücke mehrstimmig und gerne ein bisschen pompös arrangiert. Die linke Hand zupft die Begleitakkorde und bedient den auffälligen, auf halber Höhe quer über die Akkorde laufenden Hebel, welcher mit der Mechanik verbunden ist und je nach Position die Melodie lauter oder leiser erklingen lässt. Das Spektrum liegt zwischen piano und forte . . .
 
Hackbrett
 
Das Hackbrett ist eine mit Hämmern oder Klöppeln geschlagene Brettzither.
Es kam wie jene im 11. Jahrhundert vom mittleren Osten nach Europa und genoss vom 17. bis zum 19. Jahrhundert bei vornehmen Gesellschaften beträchtliche Beliebtheit, lebt aber heute nur mehr als Volksinstrument weiter. Die geschlagene Brettzither war im Fernen Osten unbekannt, bis sie um 1800 von Europäern eingeführt wurde.
 
Variation von Zithern
 

  • Duettzither
  • Harfenzither
  • Aeol
  • Marxophone
  • Harpeleikzither
  • Tanzzither
  • Fidola
  • Klavierzither
  • Ölbrettzither

Quellenangabe und Bildnachweis:
 
Lorenz Mühlemann , Konolfingen
Paola Imola, Mühlenturnen
 

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