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Wulf Wager

Die Ratshausener Notenbücher der Familie Riede

Heft VII der Reihe "Volksmusik und Volkstänze aus Baden-Württemberg" erscheint zum Volksmusiktag


Die staatl. Toto-Lotto Gesellschaft fördert seit Anbeginn den Volksmusiktag Baden-Württemberg. Somit sind solche Notenpublikationen erst möglich.
Herzlichen Dank.
 
In der siebten, Ausgabe der Reihe "Volksmusik und Volkstänze aus Baden-Württemberg" haben wir uns auf zwei Notenfunde konzentriert. Es sind die handschriftlichen Tanzmusikbücher aus dem Besitz der Familie Reinald Riede in Ratshausen/Zollern-Alb-Kreis und das "Musikheft für Waldmeister Frank in Deißlingen"/Landkreis Rottweil. Beide Fundorte sind also nicht allzu weit auseinander und stammen aus der Zeit zwischen 1875 und 1890.
 
Die Ratshausener Notenbücher
 
Ratshausen hat eine lange Musiktradition. Erste schriftliche Aufzeichnungen sind aus dem Jahre 1812 feststellbar. Weitere Aufzeichnungen sind vorhanden, welche Anton Koch, Sohn des Fidel Koch 1825 und 1830 als Spielmann, Geiger und Musikant bezeichnen. Sein Bruder Franz-Karl Koch spielte Waldhorn und Geige. Von 1816 bsi 1834 wird weiterhin in den Gemeindebüchern Johann Dannecker als "Geigerle" aufgeführt. Ebenso spielte er noch die Bassgeige. Sollten diese drei Musikanten zusammen gespielt haben - was zu vermuten ist - so handelt es sich um eine damals typische Tanzmusikbesetzung, wie etliche zeitgenössische bildliche Darstellungen bestätigen. Engelbert Dannecker, Schuhmacher und späterer Schultheiss (*6.11.1832) hat um 1860 herum eine Streichmusik geleitet.
Um 1865-70 stellte Martin Riede (* 4.10.1843+ 11.4.1928) eine kleine Blasbesetzung zusammen. Nachdem reine Sreichbesetzungen und gemischte Streich-/Blasbesetzungen bisher das Bild der Ratshausener Tanz- und Unterhaltungsmusik bestimmte. Die Kapelle Riedes bestand aus etwa 1- 2 Althörnern in B, 2 Pistons in B und einer Es-Trompete, wie dies Martin Riede in einem Brief an Johann Riede im Jahr 1906 wiedergibt.
 
Um dieselbe Zeit bestand unter der Leitung von Georg Steiger "Jörgle" eine kleine Blaskapelle mit etwa 6 Musikern. "Jörgle" selbst spielte die Klarinette. Durch den Wegzug einiger Musikanten wurde das Fortbestehen beider Kapellen in Frage gestellt, sodass sich etwa um 1898-1900 beide Kapellen zu einer Gruppe zusammen schlossen. Johann Riede (Friseur, * 15.5.1876), Sohn von Martin Riede (Mesmermarte), übernahm die Leitung. Unter seiner Leitung spielte die Kapelle auf Hochzeiten bis in den Schwarzwald hinein. Im Jahr 1914 stand das Musikleben durch den I. Weltkrieg still und wurde in dieser Form danach nicht mehr aufgenommen.
Johann Riede (Mesmerjohann) war ein außergewöhnlich begabter Musiker und wurde schon im Jahre 1906 in einem noch erhaltenen Brief von seinem Freund Robert Kraft aus Dautmergen als Komponist bezeichnet, welcher in bat, "bis Samstag einen lustig, schönen Marsch" zu komponieren. Er war sehr musikalisch und beherrschte von der Trompete bis zum Helikonbass alle Instrumente, ja sogar im hohen Alter spielte er noch Handorgel. Mit ihr spielte er der Dorfjugend ab un zu im Gasthaus "Engel" zum Tanz auf. Dann pflegte er sich zu äußern: "Do daerf oam koa Gras undern Fenger wassa". Er starb 1955 im Alter von 79 Jahren.
 

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