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Geneigter Leser
ich durfte die Festzüge bei den Heimattagen in Schramberg und
beim Cannstatter Volksfest miterleben. Beides sehr schöne Umzüge
wenn, ja wenn da nicht ein kleiner Wermutstropfen gewesen wäre
in Form von Gruppen, die mit sog. Scheibenwischerwinken gelaufen
sind. Nichts gegen diese allesamt sehr schönen Gruppen, die
z.T. sogar mit viel Nachwuchs dabei waren, aber gegen dieses ständige
Winken, das die ersten 500m des jeweiligen Festzuges vielleicht
noch recht fröhlich aussieht, sich aber danach in gezwungenes
Winken und Lächeln wandelt, bevor es sich dann spätestens
nach einem gelaufenen Kilometer dahingehend ändert, dass kein
Lächeln mehr zu sehen ist und das gewollte Dauerwinken in eine
Armbewegung zwischen Bauch- und Gesäßhöhe mutiert.
Die Kinder und Jugendlichen können ja nichts dafür - wohl
aber die jeweiligen Gruppenleiter, die offensichtlich ohne weiter
darüber nachzudenken dieses "Scheibenwischerwinken"
anordnen oder auch einfach nur nichts dagegen tun. Dass es aber
auch Erwachsene gibt, die das mit sich machen lassen hat mich sehr
erstaunt. Umso genauer habe ich diese beobachtet, und es ist mir
aufgefallen,
dass der "Scheibenwischer" auch bei den Erwachsenen nicht
nach TRACHTENUMZUGLAUFENFRÖHLICHKEITSVERMITTLUNGSSYMBOL aussieht,
sondern sehr gezwungen - wie soll dass denn dann bei den "armen"
Kleinen funktionieren?Für alle diejenigen, die sich nun angesprochen
fühlen und auch fühlen sollten, hätte ich folgenden
Vorschlag zu machen:
Es spricht überhaupt nichts dagegen, wenn man sympathischen,
bekannten oder auch unbekannten Menschen am Straßenrand zuwinkt
oder auch zurückwinkt, wenn von außen gewunken wird,
oder auch wenn die Kinder anderen Kindern am Straßenrand zuwinken,
oder man sogar mit Menschen draußen am Straßenrand spricht
- das bringt unsere Sache viel weiter, weil sie ernst genommen wird.
"Scheibenwischerwinken" als TRACHTENUMZUGLAUFENFRÖHLICHKEITSVERMITTLUNGSSYMBOL
ist voll "out" und wird von außen belächelt
und die "armen Winker" werden bemitleidet.
Also unterzieht eure Umzugsteilnehmer nicht speziellen Krafttrainings,
um einen Kilometer ohne "Gesichts- und Armkraftverlust"
gehen zu können, sondern lasst die Kinder, Jugendlichen und
Erwachsenen einfach fröhliche Menschen sein.
Herzlichst
Ihr
Stefan Christl
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