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Aus: Schönes Schwaben 3/99
Neues aus dem "schwäbische mund.art e.V."
Glanzvolle Premiere in Fellbach
Überwältigende Resonanz beim ersten mund.art e.V. - Abend in Fellbach
Nach einem zunächst mickrigen Kartenvorverkauf entwickelte sich die Debütveranstaltung des schwäbischen mund-art e.V. zum absoluten Highlight: ausverkauftes Haus im Fellbacher Parkrestaurant. Enttäuscht waren nur jene, die wegen Überfüllung (selbst Fensterbänke und Heizkörper waren restlos belegt) keinen Platz mehr ergattern konnten. Wer den Abend erleben durfte, war begeistert. Elf Künstler in rascher Folge, kurzweilig, spannend, abwechslungsreich, demonstrierten die Vielseitigkeit der schwäbischen Muttersprache. Das ließ sich auch der Fernsehsender SWR nicht entgehen und berichtete in der Landesschau von dem gelungenen Abend und den Zielen des Vereins. Hervorragend moderiert wurde der Abend von Wulf Wager, der mit seiner Gruppe "Stäffelesgeiger & Bloskapell" auch die musikalische Eröffnung des Programmes gestaltete. Souverän und routiniert stellte er jeden Künstler, aber auch die Ziele und Aufgaben des Vereins vor. Es wurde herzhaft gelacht, tiefsinnig geschmunzelt und beipflichtend gelächelt. In der Mundart - das war allen Künstlern gemein - kommt man schneller auf den Punkt, werden Dinge unverblümt angesprochen und zeigen sich Charakterzüge die sonst im Verborgenen blieben. Auch die eine oder andere wahre Begebenheit erfährt in Reimform eine liebevolle Betrachtungsweise schwäbischer Winkelzüge. Zu den Meistern dieses Fachs gehören sicherlich Paul Gerlach aus Pleidelsheim, Walter Krämer aus Echterdingen und Erwin Haas aus Göppingen. Die "Wendlinger Sackbendl Kommede" spielte ihren Sketch derart eindrücklich lebhaft, daß darunter sogar die Bühne litt. Später auftretende Künstler mußten befürchten, in einem Loch einzubrechen. Musikalische Beiträge mit melancholischen Zügen gestalteten der Backnanger Liedermacher Rolf Preßburger und Karl Glasstetter aus Owen an der Teck.
Der Bodensee-Alemanne Klaus Dieter Reichert verband den alemannischen Fasnetsbrauch "Maschkara" mit einer ebenso amüsanten wie hintergründigen Geschichte und schloß bei der Betrachtung eines Tausendfüßlers mit der rhetorischen Frage: " ... braucht mer für's Gleichschrittfuaßle - braucht mer do so wenig Hirn?" Der Herrenberger Dr. Wolfgang Wulz widmet sich der Erforschung von Spitznamen schwäbischer Ortschaften bzw. deren Bewohner und stellte dies mit heiteren kleinen Beispielen vor, die einem sicherlich wieder in den Sinn kommen, wenn man die eine oder andere Ortschaft erwähnt.
Schwäbische Mundart dient aber nicht nur dazu, ein Publikum zu erheitern. Sie ist auch eine überaus differenzierte und geeignete Sprache, für nachdenkliche und tiefgründige Betrachtungen. Bernhard Kurrle aus Feuchtwangen und Hanno Kluge aus Böblingen sind solche feinsinnigen Beobachter "begnadete Wortkünstler auf der Tastatur des Schwäbischen", wie sie in einer Pressekritik zum Fellbacher mund.art-Abend gelobt werden.
Ein absolut gelungener Abend in mehrerlei Hinsicht; ein ausverkaufter Saal, Beachtung bei Presse und TV, eine gelungene Präsentation der Vielseitigkeit an aktiven Künstlern des Vereins (die übrigens alle umsonst gespielt haben, um der Vereinskasse Spielraum für weitere Vorhaben zu geben) und ein zufriedenes Publikum haben gezeigt: Es ist eine Gnade in der eigenen Sprache zu Hause zu sein.
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