|
Rezensionen
Die närrische Zeitreise geht weiter
Wulf Wager, Schwäbisch-alemannische Fasnet in alten Bildern
– Neue Funde, 128 Seiten, 350 farbig gedruckte Abbildungen,
24,5 x 32,5 cm,
fester Einband, EURO 29,90. Silberburg-Verlag Tübingen, ISBN
3-87407-671-7.
Einen besonderen Leckerbissen bescherte uns Wulf Wager zur Weihnachtszeit
gerade vor 2 Jahren mit seinem Buch „Schwäbisch-alemannische
Fasnet in alten Bildern“. Schon bei der damaligen Recherche
förderte Wager weit mehr wertvolles altes Bildmaterial zutage,
als dieser eine Band aufnehmen konnte, und auch seitdem war der
Autor in dieser Richtung nicht untätig. Es war daher naheliegend,
die angesammelten, bislang größtenteils unveröffentlichten
Schätze nicht in irgendwelchen Schubladen oder Archiven verschwinden
zu lassen, sondern mit den „Glanzstücken“ einen
weiteren Bildband zu gestalten, der nun unter dem Titel „Schwäbisch-alemannische
Fasnet in alten Bildern – Neue Funde“ erschienen ist.
Als „Präludium“ dient dieses Mal eine Abhandlung
zu „Musik und Tanz in der Fasnet“, ergänzt durch
eine ganze Reihe historischer Aufnahmen zum Thema. Der nachfolgende
reich bebilderte und mit Texterläuterungen versehene Hauptteil
ist wiederum sehr übersichtlich, nach den allseits bekannten
Kutterschen Fasnachtslandschaften gegliedert, die auch der VSAN
ihre organisatorische Struktur geben. Zum Auftakt entführen
uns Bilder aus den Weißnarrenhochburgen der Baar wie Donaueschingen,
Hüfingen, Villingen usw. in eine andere Zeit, als anscheinend
noch „Klasse vor Masse“ galt, Vielfalt vor Uniformität
kam und den Narren der Zwang zur Überästhetisierung noch
fremd war. Von den Fleckle- und Blätzlenarren der Region Bodensee-Linzgau
spannt sich dann der närrische Bilderbogen weiter über
Donau und Hegau bis hin zum Schwarzwald. Einen besonderen Schwerpunkt
setzt hierbei die Landschaft Neckar-Alb mit einer Vielzahl großartiger
und eindrücklicher Aufnahmen aus einer verflossenen Zeit, zu
der die Fasnet die Menschen offenbar auf ganz eigene Art und Weise
in ihren Bann zu ziehen und zu begeistern wusste und die Fasnet
auch architektonisch gesehen noch vielerorts den passenden Rahmen
vorfand, was heute leider nicht mehr immer und überall der
Fall ist. Insbesondere die früher auch auf den Dörfern
festzustellende Originalität und Qualität der abgebildeten
Narrenfiguren fällt dabei ins Auge, wenngleich die Anlehnung
an Figuren der benachbarten Städte oft nicht zu übersehen
ist, so dass der Verlust der einen oder anderen Figur durchaus bedauert
werden darf und man sich eine Wiederbelebung wünschen würde.
Dieses neue Fasnetsbuch aus dem Tübinger Silberburg-Verlag
ist also eine gelungene, kostbare Ergänzung des ersten Bandes
von Wulf Wager, das alle Fasnetsinteressierten wieder zum Schmökern,
Staunen und Verschenken einlädt.
Peter Haller
Seitenanfang
|
|