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Das KernKlangbrett
Christl Hunner und Martin Kern
„Musik ist ein wahres Lebenselexier. Sie erfreut und verbindet
Menschen jeglichen Alters über alle Grenzen hinweg - beschwingt
und ermutigt sie auch aufeinander zu hören - und schenkt allen
ein fröhliches Herz.“
Diese schönen Erfahrungen haben mich in all den Jahren, in
denen ich als leidenschaftlicher Musiker und gelernter Sozialpädagoge
mit Kindern und Erwachsenen musizieren immer von Neuem begeistert
und motiviert. In letzter Zeit sehen auch die verschiedensten Wissenschaften
in der aktiven Musikbegegnung einen wesentlichen Entwicklungsbeitrag
für die Menschwerdung, gerade auch im kognitiven Bereich. Was
lag also näher als die Idee, Menschen so früh wie möglich
mit einem kinderleichten Instrument Musik mit Spaß und spontaner
Entdeckerfreude erleben und erlernen zu lassen. Angeregt durch meine
musikpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in privaten
Kinderheimen, habe ich das Instrument in vorliegender Form entwickelt
und zusammen mit dem Zupfinstrumentenbaumeister Harald Teller gebaut.
Das robuste Instrument, das von der Form an ein Hackbrett erinnert,
ist mit 22 Saiten bespannt. Es klingt angenehm und beruhigend. Der
chromatische Tonumfang reicht von c1 bis a2 und kann mit Hilfe eines
elektronischen Stimmgerätes gestimmt werden. Das KernKlangbrett
kann am Boden oder Tisch aufgelegt und gespielt werden. Dazu braucht
es nur zupfende Finger, die ganz leicht von links nach rechts einer
Notenleitlinie folgen können, die auf einem unter die Saiten
gelegten Blatt (das nicht verrutschen kann) notiert ist. Das Notenrepertoire
in Form von Spielvorlagen ist hierbei schier unerschöpflich
und reicht von Kinderliedern, Volksliedern, Alpenländischer
Volksmusik und leichter Klassik bis Folk und Rockmelodien, wobei
auch 2. und 3. Stimmen dazu spielbar sind.
Besonders reizvoll ist das Musizieren zu zweit auf einem Instrument.
Sich gegenübersitzend können zwei Personen zusammen mehrstimmigen
Melodien spielen. Die Besonderheit einer jeden Spielvorlage ist,
daß es immer einen Freiraum gibt, der dem Spieler Platz lässt
für selbstständige malerische Gestaltung, dass jedes Kind
nach einer Weile auch über ein Werkerlebnis in Form selbstgestalteter
Musikvorlagen verfügt.
“Ui wie geht des„ ist die erste Frage der Kinder und
schon kann das musikalische Abenteuer beginnen. Im Nu zupfen die
kleinen Finger der Notenspur entlang und der Begleiter erlebt hautnah
den haptischen Aufforderungscharakter des Instruments, der die Kinder
ermutigt, spontan in die Saiten zu greifen. Dabei erfahren sie,
dass es „leicht geht“ und werden gleich durch das erste
Erfolgserlebnis von sich aus zum Wiederholen angeregt. Beim Üben
von bekannten oder erlernten Liedern ermöglichen die unterlegten
Noten Selbstkontrolle und problemlose, eigenständige Verbesserung.
Ganz selbstverständlich können die Kinder nach einer Weile
auch den Text ihres Liedes mitsingen. Die Lieder auf den Spielvorlagen
können auch im Rhythmus geklatscht werden, was ein Urbedürfnis
und eine Urfähigkeit eines jeden Menschen ist.
Diese ersten Begegnungen mit dem KernKlangbrett machen sichtbar
, dass sich hier Erfahrungen wie Selbsttätigkeit, Koordination
der Augen-Hand-Motorik von links nach rechts (wie beim Schreiben),
Memorieren von Erlerntem (Gedächtnis) sowie positive Selbstwahrnehmung
anbahnen, die zu wesentlichen Bausteinen beim beginnenden Erwerb
der Kulturtechniken in der Grundschule gehören. Dabei sollen
die Kinder auch immer nach neueren lerntheoretischen Ergebnissen
auf der haptischen, d.h. sinnlich erfahrbaren, optischen und akkustischen
Ebene zum Lernen angeregt werden. Diesen drei Lernangeboten entspricht
das KernKlangbrett in idealer Weise. Durch das Zupfen der Saiten
wird die taktile Sensibilität gesteigert, die gespielten und
gesungenen Melodienfolgen mobilisieren das Gehör, und durch
die malerische Gestaltungsmöglichkeit auf der unterlegten Spielvorlage
kann der inneren Imagination bildhafter Ausdruck gegeben werden.
Wenn sich dann die Klangbrettspieler Geschichten erzählen,
die sie erlebt haben oder mit den Liedern verbinden und sie anschließend
auf ihre Spielvorlage malen, dann verdichten sich Sprache, Malerei
und Musik zu einem ganzheitlich gestalteten kleinen Gesamtkunstwerk,
das ein Urbedürfnis des Menschen, nämlich Sinnerfüllung,
stillt.
Vor kurzem haben Wissenschaftler herausgefunden, dass aktives Musizieren
die räumlich mathematischen Fähigkeiten schult, wenn die
Spieler ihr Instrument über Jahre kontinuierlich spielen.
Zusammengefasst gesehen ergeben sich durch die Arbeit mit dem KernKlangbrett
auch für die kognitiv schulische Entwicklung wesentliche Anregungen,
die gerade dadurch wirksam werden, weil die musikalische Erfahrung
mit dem Instrument früh einsetzen kann (Früherziehung
im Kindergarten), ohne hohe Anforderung zum Erfolg führt und
vor allem Spaß macht.
Gerade weil der Zugang zum KernKlangbrett so einfach ist, eignet
es sich auch in idealer Weise für die therapeutische Arbeit.
Mögen geistig behinderte Menschen zwar Defizite im Denken oder
auch in der Koordination haben, so ist ihre Musikalität davon
nicht berührt. Sie können leicht die Saiten anzupfen und
für sie ist es auch nicht schwer, den Rhythmus einer Melodie
zu erfassen und mitzuschwingen. Gerade durch die einfache Handhabung
des KernKlangbrettes können auch geistig Behinderte im Rampenlicht
stehen und sich am Erfolg ihres kleinen Orchesters erfreuen.
Wenn der frühe Werdegang des Menschen vom Krabbeln zur Aufrichtung
führt, so kann ein Kind, das hier noch einen Reifungsschritt
nachholen oder intensivieren will, im Liegen, Kauern oder Hocken
das Klangbrett spielen. Kinder können damit sozusagen spielerisch
ihre Körperwahrnehmung (Gleichgewicht) sensibilisieren, dabei
auch ihre Körperteile spüren und orten, was eine wesentliche
Voraussetzung für den problemlosen Erwerb von Kulturtechniken
wie Lesen, Schreiben und Rechnen ist.
Auch das Überschreiten der Körpermitte mit dem zupfenden
Finger von links nach rechts intensiviert das Gefühl für
Anfang, Mitte und Schluss. Erst die so grundlegend erfahrene Orientierung
des Körpers ist die Basis für die Fähigkeit, die
Umwelt zu orden, z.B. das Spielzimmer, den Arbeitsplatz. Natürlich
kann auch linkshändig gezupft werden, dabei ergibt sich auch
die Festigung einer noch nicht festgelegten Händigkeit.
Beim bilateralen Zupfen werden die Aktivitäten beider Gehirnhälften
angeregt. Lernpsychologische Forschungen haben außerdem ergeben,
dass die feinmotorische Fingerbetätigung die akustomotorischen
aber auch die sprechmotorischen Fähigkeiten fördert und
sensibilisiert, sodass sich also bei der Arbeit mit dem KernKlangbrett
ein jeweils sich gegenseitig anregender Sensibilisierungsprozess
zwischen Hör- und Sprachfähigkeit entwickelt.
Neben diesen freudvollen musischen und im weiten Sinn kognitiven
Entwicklungen, die sich beim Musizieren mit dem KernKlangbrett bei
Kindern anbahnen, ergibt sich auch eine Bereicherung in sozialer
Hinsicht. So leicht, wie es einem Kind gelingt sich eine Melodie
zu erspielen, gelingt es auch einer Gruppe. Gerade weil es nicht
schwer ist, bleiben Kräfte frei aufeinander zu hören,
sich aufs Zusammenspiel zu konzentrieren, kurz Taktgefühl im
weitesten Sinne zu entwickeln. Schon bald kann beim gemeinsamen
Tun ein freudvolles Wir-Gefühl entstehen, indem sich das Kind
als Individuum geborgen, aber auch gestärkt fühlen kann.
Das KernKlangbrett eignet sich in idealer Weise zum Zusammenspiel
mit anderen Instrumenten. Erwähnen möchte ich hier die
Instrumente Zither, Hackbrett, Gitarre, Flöte, Keyboard und
das eine Oktave tiefer gestimmte Baß-KernKlangbrett.
Und weil es heißt, dass der Mensch im Alter teilweise in
seine Jugend zurückkehrt, möchte ich hier noch anfügen,
dass sich das KernKlangbrett in idealer Weise anbietet, ältere
Menschen wieder unverkrampft zur musikalischen Betätigung zu
führen. Oft verkapseln sich ältere Menschen, werden mutlos,
fürchten sich, Fehler zu machen, möchten sich nicht blamieren
und werden auch oft vor lauter Ängstlichkeit lethargisch, kurz,
ein wenig wie Kinder.
Auch hier ermöglicht das KernKlangbrett einen leichten Zugang
zur Musik, denn auch wenig gelenkige Finger lernen es fast mühelos,
die Saiten zu zupfen. Gerade die Unkompliziertheit des Musizierens
mit diesem Instrument kann wieder zur spontanen Freude führen
und ältere Menschen ermutigen, aufeinander zuzugehen, um gemeinsam
zu singen und zu musizieren. Auch das tief im Unbewußten Emotionen
auslösende Liedgut vermag es vielleicht, manchen Menschen wieder
zu seinen Quellen zu führen, um sich anderen Menschen zu öffnen
und mitzuteilen. Wo Sprechen wieder möglich wird, kann auch
Mitfühlen, Einfühlen, Zuhören wieder wachsen und
Menschen spüren lassen: Ich bin nicht alleingelassen, es gibt
Grund zur Freude.
Hinweisen möchte ich auf das KernKlangbrett als Bausatz. Hier
eröffnen sich enorme pädagogische wie therapeutische Chancen
beim Zusammenbau des eigenen Instrumentes.
Zu guter Letzt möchte ich zu meinen Ausführungen sagen,
dass meine Erfahrungen bei der praktischen Erprobung meines KernKlangbrettes
mit Kindern und Erwachsenen nur positiv waren und ich infolgedessen
mein Instrument für die Früherziehung, Kindergartenarbeit,
Behindertenarbeit und Musiktherapie sowie für die Arbeit mit
Kindern und Jugendlichen, aber auch für die Arbeit mit Senioren
nur empfehlen kann.
Informationen:
Martin Kern
Josef-Adlerstr. 8
87474 Buchenberg
Tel.: / Fax: 08378-360
www.martin-kern-musik.de
info[at]martin-kern.de
Harald Teller
Binsenstraße 14
91088 Bubenreuth
Tel. 09131-22153
teller_de[at]yahoo.de
www.hteller-hackbrett-zitherbau.de
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