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Volksmusik als Ausdruck der eigenen Identität in einem sich
vereinigenden Europa
Peter Kostner
Begriffserklärung
Wenn man sich an ein Thema mit einem speziellen Titel heranmacht und
beginnt, daran zu arbeiten, ist es unumgänglich, die im Thema
enthaltenen Zentralbegriffe zu klären. Insofern wird es sinnvoll
sein, die Wörter „V o l k s m u s i k“ und „I d e n t i t ä t“ ein wenig zu durchleuchten.
Lassen Sie mich mit „Identität“ beginnen. Schaut
man im Duden unter diesem Begriff nach, dann findet man die Ableitung
aus dem Spätlateinischen. „Identitas“ von „idem“=
derselbe und dazu eine zweifache Erklärung:
a) „Echtheit einer Person oder Sache; völlige Übereinstimmung
mit dem, was sie ist oder als was sie bezeichnet wird.“ Damit
ist also die genaue Kennzeichnung der Person oder Sache gemeint, im
Sinne einer genauen Identifizierung (Lichtbildausweis).
b) „ ... als selbst erlebte innere Einheit der Person; seine
eigene Identität finden, suchen.“ 1
Diese psychologische Erklärung wird uns in der heutigen Themenstellung
beschäftigen - denn Musik, im Speziellen auch die Volksmusik,
ist wohl ohne Zweifel ein wesentliches Element im Erlebnis der inneren
Einheit einer Person, die wir doch alle suchen und manchmal nicht
finden, denn „Identitätsangst“, „Identitätsfindung“
und „Identitätskrise“ sind häufig auftauchende
Schlagworte unserer Gesellschaft.
Wir beleuchten den zweiten Begriff - „Volksmusik“ (VM)
- und dazu eine etwas ausführliche Erklärung. Eine eindeutige
Definition, was Volksmusik genau ist, kann ich nicht geben, darum
haben sich unzählige Wissenschaftler schon bemüht, mit dem
Ergebnis, dass eine klare Klassifizierung unmöglich ist; zu different
ist die volksmusikalische Praxis in verschiedenen Regionen und Ländern.
Es lassen sich allerdings einige Merkmale feststellen, die gattungstypisch
sind. Volksmusik besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten: dem
Volkslied, der instrumentalen Volksmusik und dem Volkstanz. Wer ist
nun das Volk, dem diese Musik zugeschrieben wird? Mit Volk bezeichnet
man im Allgemeinen die wenig intellektuell gebildeten (hat nichts
mit Wertigkeit zu tun), mehr körperlich arbeitenden Menschen.
Die Gattung Volksmusik hängt mit diesen Voraussetzungen unmittelbar
zusammen, da sie sehr oft funktionale Musik ist (bestimmte Lieder
sind eben vom Handwerksberuf oder vom Bauernstand nicht zu trennen).
Diese Gruppierung hat ein „naives“ Verhältnis zur
Musik, d.h., nicht aufgrund allgemeiner, rational-musikalischer Gültigkeiten
(z.B. Tonsatz) entsteht Musik, vielmehr spielen Gefühl, Gehör
und auch ein natürliches Verhältnis zur Musik eine Rolle
(musikalischer Instinkt).
Zur Volksmusik gehört eine mündliche Tradierung, Tänze,
Weisen und Lieder wurden über Jahrhunderte von Generation zu
Generation weitergegeben, was eine so genannte Variantenbildung zur
Folge hat, ein und dasselbe Lied hört man in verschiedenen Regionen
unterschiedlich, mit einer leicht veränderten Melodie oder mit
einem etwas abgeänderten Text. Diese Musik wird also weitergegeben
durch Vorsingen (-spielen), Zuhören, Nachsingen und Mitsingen.
Das bedingt auch, dass die Melodien kurz und überschaubar sind,
man spricht auch davon, dass die VM weniger elaboriert als etwa die
Kunstmusik ist. Damit zusammenhängend sind großteils unkomplizierte
Formen, Stücke und Lieder entstehen durch Wiederholung, Aneinanderreihung
und Sequenzbildung; diese Musikgattung ist deshalb auch sehr variationsfähig,
d.h. im Vergleich zur Kunstmusik kann durchaus die eine oder andere
Note verändert werden, es gibt manchmal mehrere Möglichkeiten,
eine zweite Stimme dazuzusingen, ohne dass der Gehalt oder Charakter
eines Liedes verloren geht.
In der VM existiert kein „Werkbegriff“, wir unterscheiden
nicht streng zwischen Komponist und Interpret, man spricht von Volksweisen,
deren Schöpfer meistens nicht bekannt ist. Es ist wichtig festzuhalten,
dass die Volksmusik Gemeinschaftsmusik ist, dass sie in der Gemeinschaft
entstanden ist und dort auch praktiziert wird.
Alle diese Merkmale bezeichnen den Idealtypus der „authentischen
VM“ (authentisch = verbürgt, zuverlässig, echt, glaubwürdig).
Hiermit sind also Sänger und Musikanten gemeint, die in direkter
Tradition, von Musikant zu Musikant und von Sänger zu Sänger
musikalische Erfahrungen übernommen haben. Diese authentische
VM wird durch Feldforschung registriert, VM-Forscher suchen also Gewährsleute,
die möglichst in direkter Tradition vorhandenes musikalisches
Volksgut ausüben.
Volksmusik und Heimat
Unsere Welt verändert sich stetig, auch was die politischen Grenzen
anbelangt. Ich persönlich schätze es sehr, wenn ich nach
Salzburg reise und am Walserberg keine mühevollen Grenzkontrollen
über mich ergehen lassen muss, weil die Schlagbäume in einem
sich vereinigenden Europa gefallen sind. Ich schaue gerne einer Zeit
entgegen, in der das lästige Wechseln in D-Mark oder Lire wegfällt,
weil ein einheitlicher Euro uns währungsmäßig verbindet.
Auch sonst verbindet uns sehr vieles in einem vereinten Europa - Hürden
und Hindernisse sind gefallen, neue werden sich wahrscheinlich auftun.
Trotzdem - unsere Welt ist vernetzter und damit kleiner geworden.
Viele berechtigte Ängste sind in Zusammenhang mit dieser Globalisierung
hör- und spürbar. Die Menschen haben Angst vor dem Verlust
der Eigenständigkeit, der Intimsphäre, der Selbstbestimmung,
der Heimat. Heimat - etwas wonach sich ein jeder sehnt. Ein viel gebrauchter
Begriff, der im Laufe der Geschichte auch schon sehr missbraucht worden
ist. Heimat hat etwas mit Geborgenheit zu tun - sich irgendwo daheim
fühlen dürfen. Das kann im engen Familienkreis sein, das
kann für den Kosmopoliten ein viel größeres Ausmaß
annehmen. Für viele Menschen ist Heimat eine „Lebenssituation
mit regional gebundenen Wertevorstellungen, ein Ort (räumlich
und geistig), wo der Mensch sich in absoluter, harmonisch angepasster
Übereinstimmung mit seiner Umwelt befindet“. 2
Nehmen wir diese Lexikondefinition ein wenig unter die Lupe, dann
wird uns das bewusst, was wir sowieso schon wissen: Heimat hat mit
uns selbst und mit unseren Mitmenschen zu tun, Heimat hängt ab
von einer bestimmten Landschaft, einer damit einhergehenden Mentalität
der Menschen, mit der damit verbundenen Lebenseinstellung, mit den
vorhandenen Arbeits- und Produktionsbedingungen, mit dem Brauchtum,
mit der regionalen Küche, mit dem Klima ... und sicherlich auch
mit der heimischen Musik.
Und damit sind wir beim Punkt! Musik kann Identifikation und damit
Identität fördern und intensivieren. Monteverdi, W. A. Mozart,
R. Wagner, I. Strawinsky haben Meisterwerke der Musik geschaffen,
die auf der ganzen Welt zwar in unterschiedlicher Güte, aber
im Grunde mit den gleichen Noten gespielt werden (ich brauche nicht
auszuführen, dass Mozart nicht gleich Mozart ist!). Ich kann
den Orfeo, die Zauberflöte, den Parsifal oder den Oedipus Rex
genauso hervorragend in der Mailänder Scala, in der Wiener Staatsoper
oder in der Metropolitan Opera hören. Aber ich kann einen griechischen
Sirtaki, eine italienische Tarantella, einen spanischen Flamenco,
einen Innviertler Landler ... nur dort wahrhaft erleben, wo diese
gattungstypischen Formen heimischer Volksmusik auch zu Hause sind.
„Wenn Italien Gitarre spielt, Spanien Castagnetten schlägt,
Frankreich seine Lauten rührt, Irland dazu Harfe trägt,
Teutschland die Trompete bläst, England die Violina streicht,
Schweitzer Pfeiff, Holland sich trommeln hören, nichts ihm gleicht.“
- Spruchweisheit aus dem 17. Jh. 3
Darf ich noch ein Zitat dazu bringen: „Die Einflüsse der
technischen Mittler, die Wanderungsbewegungen der zur modernen Industriegesellschaft
strebenden Völkerschaften und das schwindende Bewusstsein nationaler
Kulturen leisten dem Prozess einer rapide fortschreitenden interkulturellen
Überflutung durch Produkte der industriell betriebenen Unterhaltungsbranche
Vorschub“. 4
Wenn wir heute den Blick durch neue Medien schneller und weiter über
die eigenen Grenzen hinaus machen können, dann ist es meines
Erachtens auch dringend notwendig, sich der Kategorien von Eigenheit,
der Besonderheit, des Spezifischen und des Typischen einer jeden Landschaft,
Region und des damit verbundenen Menschenschlages bewusst zu sein.
Das hat nichts mit Chauvinismus zu tun, aber zu vieles auf unserer
Welt ist in der „Fast-Food-Generation“ bereits zum Einheitsbrei
geworden, der zum Teil sehr „fad“ schmeckt. Ursprüngliche,
authentische und damit aus dem Leben kommende Volksmusik hat noch
„Geschmack“ und Ausdruck. Sie repräsentiert die Denkweise
der Menschen in einer bestimmten Region, sie ist Ausdruck von Lebenseinstellung,
sie steht in engem Zusammenhang mit dem über Jahrhunderte entwickelten
heimatlichen Brauchtum (das wir als Stütze und Hilfe wahrscheinlich
wirklich „brauchen“), in ihr wird eine besondere landschaftliche
Umgebung besungen.
All dies unserer zukünftigen Generation von Erwachsenen nicht
mehr zu vermitteln, weil Volksmusik vielleicht nicht immer topaktuell
und spektakulär ist, hieße, ihr einen wesentlichen Teil
der Identität zu nehmen. „Man kann zwar Zweifel hegen,
ob der Lehrer heute noch die Funktion für die Volksmusik hat
bzw. für die Verbreitung des Volksliedes (wie man es nennen will);
nach Umfragen in Österreich und der BRD steht einwandfrei fest:
Der weitaus wichtigste Ort der Liedvermittlung ist die Schule. Der
zweite, noch sehr bedeutsame Ort ist der Verein oder die Gruppe.“
5
Konnte man früher noch davon ausgehen, dass auch in den Familien
ein gemeinsames Singen gefördert wurde, ist dieser Bereich heute
beinahe vollends an öffentliche Institutionen abgegeben.
„Heimat ist eine Kategorie des Ursprungs, des Aufwachsens, früher
Erfahrungen von Lebensräumen und Mitmenschen, gebunden an Landschaften
und Bauwerke, Objekte und Handlungsvollzüge. Heimat wird durch
emotional besetzte Lebenspraxis unmittelbar gewonnen, steht zunächst
mit ihrer raumzeitlichen Gegebenheit im unbefragten Horizont lebensweltlicher
Erfahrung.“6
Dass Heimat wirklich emotional besetzte Lebenspraxis bedeuten kann,
habe ich im Ausland des öfteren erlebt. Ich durfte mehrmals im
amerikanischen Chicago mit einer Volksmusikgruppe gastieren. Chicago
ist die „neue Heimat“ für viele ausgewanderte Österreicher,
Bundesdeutsche, Schweizer, ja Europäer ganz allgemein. Viele
haben zwangsläufig ihren ursprünglichen Lebensraum verlassen
müssen, viele haben freiwillig eine neue Welt und damit eine
neue Chance gesucht. Was der Großteil dieser Menschen aber gemeinsam
hat, ist eine tiefe Sehnsucht nach der ursprünglichen Heimat,
die besonders dann zutage tritt, wenn heimatliche Weisen erklingen.
Volksmusik - die jetzt nicht immer nur authentisch sein muss - kann
ein Heimatgefühl (sowohl räumlich und geistig verstanden)
besonders an die Oberfläche kehren. Ich denke mit Rührung
daran, wie begeistert, wie emotional betroffen, auch wie traurig diese
Menschen in der „Neuen Welt“ jeden Ton, jede Silbe dieser
heimatlichen Klänge aufgenommen haben. Nun stammen diese Menschen
aus einer Zeit, in der das Singen von Volksliedern in Gemeinschaft
(nicht nur in der Schule) natürlich war. Wovon werden unsere
Kinder später einmal berührt sein? Wird über die von
uns Eltern und Pädagogen weitergegebene Musik auch Heimat und
damit Geborgenheit vermittelt?
Volksmusik - Volkstümliche Musik - Neue Volksmusik
Von authentischer Volksmusik war schon mehrfach die Rede. Ohne jetzt
ins Detail gehen zu wollen, möchte ich in Zusammenhang mit dem
Heimatbegriff einen Problembereich ansprechen, der sehr ausführlich
diskutiert werden könnte. Neben der so genannten echten überlieferten
Volksmusik hat sich in vielen Gebieten eine an die Volksmusik angelehnte
kommerzielle Musikrichtung herausgebildet, die man üblicherweise
als Volkstümliche Musik bezeichnet. Gerade wir „Älpler“
sind durch diese volkstümliche Musik in ein ganz besonderes Licht
gerückt worden, denn jeder Tiroler verbringt mittlerweile in
Lederhosen bekleidet jodelnd den Tag, in der Umgebung des blauen Bergsees,
im Hintergrund die grünen Tannen und im Arm das fesche, vollbusige,
ins Dirndlkleid gehüllte Mädchen mit den blonden Zöpfen.
Wohl nicht ganz die richtige Identität, die uns hier aufgezwungen
wird. Diese auf das Geschäft ausgerichtete Musik kann und will
nur Idylle und die schönen Seiten des Lebens vermitteln. Auch
die authentische Volksmusik vermittelt natürlich diese angenehmen
Seiten, verwehrt sich aber nicht, auch negative Aspekte des Lebens
aufzuzeigen.
„Neue Volksmusik“ und Heimatkritik
Authentische Volksmusik hat ihren Rahmen, ihre Bestimmungsmerkmale
und damit ihre besonderen Kennzeichen. All dies ist zwar (wie bereits
eingangs erwähnt) nicht hundertprozentig genau definierbar, aber
diese Grenzen können auch nicht ohne weiteres gesprengt werden,
dann ist Volksmusik nicht mehr Volksmusik. Ein Musikant hat mir einmal
ein anschauliches Beispiel gegeben: Aus einem Brotteig kann ich verschiedenste
Brotformen gestalten, eine Semmel hat eine bestimmte Form, sonst ist
sie keine Semmel mehr! Ähnlich ist es mit der Volksmusik.
Worauf will ich hinaus? Es hat in letzter Zeit sehr intensive Bestrebungen
gegeben, die Volksmusik weiterzuentwickeln, sie aktuell zu machen
und der Zeit anzupassen. Man spricht sehr häufig von der so genannten
„Neuen Volksmusik“. Ich persönlich glaube nicht,
dass man beispielsweise Musik von Broadlahn, Hubert von Goisern, der
Biermösl Blosn, dem Bayrisch Diatonischen Jodelwahnsinn, Haindling
als neue Volksmusik bezeichnen kann. Man verwendet zwar verschiedenste
Elemente der Volksmusik, was schließlich herauskommt, ist eine
Mischung von Pop, Rock, Jazz, Kabarett und Volksmusik. Ohne Zweifel
viele interessante Lieder und Stücke sind dabei entstanden.
Gerade diese sehr populäre Musikrichtung, die den Dialekt als
bewusstes Stilmittel einsetzt, beschäftigt sich sehr intensiv
mit der Heimat. Heimat wird dabei sehr oft kritisch betrachtet, die
aktuelle politische Lage, die fortschreitende Zerstörung der
Umwelt oder Ausländerfeindlichkeit tauchen beispielsweise als
Themen auf.
„Das Europafest“
Textauszug aus einem Lied von der „Biermösl-Blasn“
(CD- „Jodelhorrormonstershow“) 7
Heit gibt’s in Hausen ein Programm,
wia mia’s alle 10 Jahr amaoi ham.
As ganze Dorf spuit heit veruckt,
die Bloskapoin is scho ausgruckt.
D’ Franzosen von der Partnagmoa san gestern
ogruckt aus Les Bois,
noch am Fußboispui gegn unsre Gäst,
do gibt’s im Bierzoit ein Europafest.
....
jetzt laaffa d’Mannschaften scho ei,
schau hi, do is a Nega dabei!
Da Veteranenvereinsvorstand sogt:
„Buam, machts Deutschland ja koa Schand“.
....
„Sieg für Deutschland, so muaß sei!“
Und ois maschiert ins Bierzoit nei.
Da Horst von de Republikaner vorn dro
mit einer mordstrumm Fahna.
„Hock her Franzos, da sauf a Maß!
Da hinten gibt’s an Lebakaas!“
Rucki Zucki! Kufsteinlied!
Alles sauft und schunkelt mit.
„Alle Menschen werden Brüder!“ -
Da hinten schlogns an Nega nieda!“
„Die Krüge hoch, wir sind bereit,
ein Prosit der Gemütlichkeit.“
Abendländische Tonkunst und Heimat
Viele Komponisten aus dem Bereich der so genannten Ernsten Musik oder
Klassischen Musik (auch hier sind die Begriffe nicht so hundertprozentig
gültig), verweisen darauf, dass sie ihre Inspirationen aus dem
Volksgut ihrer Heimat genommen haben. Ihr Lebensraum hat ihre Mentalität
und damit auch ihre Identität geprägt. Sicherlich ein wesentliches
Element dafür, dass Komponisten ihre ganz eigene Tonsprache gefunden
haben und sie damit einzigartig und unverwechselbar machen. Darf ich
aus dem unerschöpflichen Fundus dieser Meisterwerke der abendländischen
Musikgeschichte einige Beispiele anführen, die von einer besonderen
Verbundenheit des Komponisten mit seiner Heimat zeugen:
- Jean Sibelius: Finlandia
- Friedrich Smetana: Mein Vaterland
- Antonin Dvorak: Slawische Tänze
- Frederic Chopin: Mazurken (aus seiner polnischen Heimat)
- Richard Wagner: Der fliegende Holländer
- Claude Debussy: La Mer
- Richard Strauß: Alpensinfonie
- Ottorino Respighi: Pini di Roma
Schlussgedanken
Ich persönlich glaube, dass in dieser schnelllebigen Welt, in
der sich so vieles in kurzer Zeit derartig drastisch verändert,
die stabilen Elemente Halt und Orientierung für den Menschen
geben können, ja müssen. Dazu gehört sicherlich auch
eine gewachsene und mit dem Lebensraum verbundene Musik - die Volksmusik.
Volksmusik wird heute in anderer Form praktiziert und gepflegt als
vor 50 Jahren, sie hat andere Entstehungsbedingungen, sie hat veränderte
Möglichkeiten des Einsatzes und der Ausführung. Die gute
alte Zeit heraufzubeschwören bringt wenig. Wahrscheinlich war
die alte Zeit auch gar nicht so gut (oder nur in gewissen Teilbereichen),
unsere heutige Zeit hat auch viele gute Seiten: Wir leben im Wohlstand
und können uns beispielsweise Instrumente oder Unterricht für
uns selbst oder unsere Kinder leisten!
Europa wird größer und einheitlicher, was wir vermeiden
sollten, ist der „Einheitsbrei“. Denn „im Gegensatz
zu administrativen und finanziellen Angleichungen kann eine europäische
Kulturpolitik nicht auf simple Vereinheitlichung setzen. Europäische
Kultur war immer von der Vielfalt geprägt. Die nationale und
regionale Vielfalt wird es ohnehin schwer haben gegen Kulturimperialismen
unterschiedlicher Art. Wir werden für Europa Identitäten
und Souveränitäten aufgeben müssen; über das Kulturleben
sollten wir uns einige erhalten, sogar damit manche Verluste kompensieren.
Fazit: Kultureller Dialog - ja, supranationale Uniformierung der Kultur
- nein!“ 88
Aus: g’sungen + g’spielt, Mitteilungen des Tiroler Volksmusikvereins
und des Südtiroler Volksmusikkreises, Heft 82. Innsbruck-Bozen,
23. Jahrgang, September 1998
Anmerkungen:
1) Duden Wörterbuch zurück
2) Holzapfel, Otto: Lexikon folkloristischer Begriffe und Theorien,
S. 146:. Peter Lang, Bern 1996.zurück
3) Zit. in: Schattner, Hermann Josef: Landschaft und Volkstum, S. 8. In: Musik und Bildung, 4/92.zurück
4) ebda., S. 8.zurück
5) Sulz, Josef: Volksmusik als didaktisches Problem der schulischen Musikerziehung, S. 8. In: Schule und Leben, Fachzeitschrift des PL des Landes Tirol, Folge 5, 1987.zurück
6) Schatt, Peter: Von Wurzeln und Netzen: Heimat, S. 4. In: Musik und Bildung, 1/98.zurück
7) CD-Biermösl-Blosn: Jodelhorrormonstershow.zurück
8) Jakoby, Richardzurück
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